Album der Woche: Antilopen Gang – „Abbruch Abbruch“

Beim Album der Woche bespricht jeweils ein Mitglied der BACKSPIN Gang das nach unserem Ermessen spannendste neue Rap-Album. Komplett subjektiv, Track by Track und bewertet auf einer Skala von 1-10. Dafürdiese Woche bespricht unsere Autor Daniel das mittlerweile dritte Album der Antilopen Gang bei JKP – „Abbruch Abbruch“.

Künstler: Antilopen Gang
Titel: Abbruch Abbruch 
Features: –
Produzenten: C.O.W, Antilopen Gang, Shuko, Cymo, Luca Starz
Releasedate: 24.01.2020
Label: JKP

 

Daniels Erwartungshaltung :
Drei Jahre nach dem Numer-Eins-Album „Anarchie und Alltag“, einem Soloalbum von Danger Dan und einer Solo-EP von Koljah kehren die Antilopen als Band zurück. Ich erwarte mir die gewohnte Antihaltung mit Ironie, Pessimismus und ein wenig Punk-Attitüde, die die unter anderem Gang ausmacht. Die Singleauskopplungen haben bei mir gemischte Gefühle hervorgerufen, denn das „Lied gegen Kiffer“ gefällt mir gar nicht, während „Der Ruf ist ruiniert“ mit einem ballernden Beat und aggressivem Flow glänzt.

1. 2013

Das Album beginnt mit einer selbstreflektierten, melancholischen Nummer über die Zeit direkt nach dem tragischen Suizid des ehemaligen Mitglieds der Antilopen Gang NMZS. Ein ehrlicher Track auf melancholischem Beat mit einer catchy Hook, die mir Gänsehaut bereitet.

2. Der Ruf ist ruiniert

Der bereits erwähnte Track knüpft vom Beat und der Grundstimmung nahtlos an das Intro an. Selbstreflexion scheint auf diesem Album wieder ein großer Teil des Projekts zu sein und wir können in die Gefühlswelt der Antilopen eintauchen. Mir gefallen die Aggressivität und die ironische Selbstdarstellung.

3. Trenn dich

Andere schreiben Lieder über Liebe, die Antilopen Gang über Trennung. Mit Zeilen wie „Im Namen der Liebe plädier‘ ich für Trennung“, schildern sie ihre Sicht zu Beziehungen und bleiben durch die melodische Hook im Ohr hängen.

4. Wünsch dir nix

Hier wird der Konjunktiv ausgereizt und man erlebt einen Track, der Selbstironie par excellence mit provozierenden Lines und erneut einer Hook, die richtig melodisch ist, kombiniert.

5. Wein zu Wassser

Nach den ersten fünf Tracks möchte ich die Produktion des Albums hervorheben. Die Beats knallen bisher alle richtig und machen Bock auf den Rest des Albums. Die aggressive Grundstimmung gefällt mir sehr gut und man erkennt darin einen roten Faden.

6. Lied gegen Kiffer

Dieser Song wurde schon negativ angesprochen und das bleibt für mich auch so. Eine einseitige Sichtweise über ein Thema, bei dem sich die Antilopen keine Freunde gemacht und schon genug Shitstorm geerntet haben.

7. Bang Bang

Zuerst einmal: Mörder-Hook! Auch ein Inhalt, den ich so noch nie gehört habe. Sehr persönlich erzählen die Bandmitglieder von ihren ersten sexuellen Erfahrungen, fast schon zu persönlich.

8. Wie wir leben

Die zweite Hälfte des Albums startet wie gewohnt mit beinharter Selbstreflexion auf genauso hartem Piano-Beat. Man kann wieder in die Gefühlswelt der Antilopen blicken und hört gewohnt starke Reime.

9. Smauldo

Diese Nummer fällt Beat-technisch ein wenig aus der Reihe und wirkt, als wäre das der Party-Knaller auf der Platte. Die Gang hält der heuchlerischen Gesellschaft den Spiegel vor, das Motto lautet: „Halt dein Maul!“

10. Roboter

Die fehleranfälligen Menschen, die sich krankmelden, Urlaub nehmen und für Dienstgeber zu kostenintensiv sind, werden laut den Antilopen bald durch Roboter ersetzt. Dieses Mal ist der Beat rockig angehaucht und fällt ein bisschen aus der Reihe .Gefällt mir nicht so gut.

11. Keine Party

„Als Kind will man immer älter werden, doch wenn man älter ist, will man endlich sterben.“ Hier erzählt die Antilopen Gang davon, wie sie sich einen Geburtstag vorstellt und erzählt von Zukunftsängsten und Depression in gewohnt zynisch, ironischem Gewand.

12. Zentrum des Bösen

Idyllisches Dorfleben, von wegen. Für die Band liegt das Zentrum des Bösen in Dörfern . Mit einer melodischen, poppigen Hook wird in diesem Track dem Dorfleben zynisch der Kampf angesagt.

13. Kluk

Zum Ende des Albums merkt man, dass die aggressiven Beats weniger werden, es immer leichtfüßiger wird. Allerdings nur der Sound, die Texte bleiben Antilopenhaft. Beim vorletzten Track der LP schwelgen die Bandmitglieder in Erinnerungen und geben wieder Teile ihrer Gedanken preis, natürlich mit ironischem Unterton.

14. Abraxas

Den letzten Track auf „Abbruch Abbruch“ umgibt wieder eine düstere Atmosphäre. Er erzählt von einer Kneipe, in der die Gang viele durchzechte Nächte verbrachte, sich prügelte und die anscheinend einen prägenden Ort der Bandgeschichte darstellt.

Fazit:
„Abbruch Abbruch“ ist ein persönliches Album mit teils selbstreflektierten, aber auch sozialkritischen Texten mit gewohnt ironischer Anti-Haltung und ist ein mehr als würdiger Nachfolger der Nummer-eins-Platte „Anarchie und Alltag“. Die düsteren, knallenden Beats bilden im Zusammenhang mit den catchigen Hooks und der aggressiven Grundstimmung ein gelungenes Projekt. Allerdings wiederholen sich die Themen auf der Platte und es wirkt teilweise langatmig.
7/10