Zwischen den Zeilen mit Kosmo zu „Revelation“

Den Namen änder- eigentlich macht man das nur, wenn man etwas wirklich Schlimmes gemacht hat oder mit Jason Bourne vor den bösen Jungs flieht. Aber egal wie oft man sich die Haare färbt- man bleibt ein und dieselbe Person. Kosmo, war in seinem früheren Leben Beatmaker unter dem Namen „Tikay One“ für diverse deutsche Rap-Artists und wurde für seine musikalischen Beiträge zu Caspers „XOXO“ mit Platin ausgezeichnet. Außerdem ist er Mitglied von Donkong, deren Songs von DJ Shadow und RL GRIME gespielt werden und die für Remixes von Major Lazer bis zuletzt KRAFTKLUB verantwortlich sind. Nun beginnt aber ein neues Zeitalter für Kosmo, denn er brachte am 13. April seine Debüt EP „Revelation“ heraus. Dazu wollten wir von ihm Einiges wissen- Zwischen den Zeilen mit Kosmo. Checkt seinen Track „Youth“ feat. SakeSake & Adam Tensta weiter unten ab.

Was für eine Idee/ ein Konzept steckt hinter deinem Album „Revelation“?
Der Titel „Revelation“ hat sich ergeben, nachdem SakeSake den Text zu gleichnamigen Song abgeliefert hatte. Der Track ist ursprünglich als Björk Remix entstanden, hat aber irgendwann gar keine Elemente mehr aus dem Original gehabt. Da es meine erste Veröffentlichung unter dem Alias Kosmo ist, fand ich den Titel sehr passend für die EP. Dazu passte das Cover – eine Tür des Schreibtischs aus dem Pressefoto. Ein Konzept steckt weniger thematisch, als ästhetisch dahinter. Ich hab allerdings schon seit Jahren die Idee für ein Konzept-Album und vielleicht wird das nächste eins. Verraten kann ich das natürlich noch nicht.

Was gibt es zu den Features zu sagen?
Man kann und sollte nicht alles allein machen, und da lasse ich mir gern helfen, wo es nötig ist. Allerdings bin ich kein Freund davon überall Vocals drauf zu packen, nur damit auch wirklich jeder Hörer einen Bezugspunkt hat. Deswegen sind viele Producer-Alben auch so belanglos, finde ich. Die Musik und was sie damit sagen wollen, wird extrem in den Hintergrund gerückt. Am Ende ärgert man sich darüber, dass der Sido-Part nur halbgar ist, statt auf den Beat zu hören. Ich bin mir gar nicht mehr sicher, wie SakeSake und ich uns kennengelernt haben, aber ich kann mich daran erinnern, dass ich Gänsehaut bekam, als ich ihr Little Dragon Cover hörte und freue mich ungemein mit ihr zusammen gearbeitet haben zu können. Als sie nach Berlin gezogen ist, hatte sie noch kein festes Studio, weswegen wir uns eingemietet haben. Sie hat dann innerhalb von zwei Stunden den Refrain von „Youth“ abgeliefert, unfassbar gut. Der eingefleischte Hiphop-Hörer kennt sie vielleicht von Ischen Impossible „Mojo“ ist rhythmisch ja klassischer Hiphop, deshalb wollte ich unbedingt Scratches auf dem Song. Ich habe darauf hin Eskei83 angehauen, ob er nicht Bock darauf hat. Wir kannten uns durch Freunde, da lag es nahe. Ich freue mich, was er in der Zwischenzeit erreicht hat. Das Feature mit Adam Tensta kam wirklich sehr zufällig zu Stande. Ein Bekannter, der Kontakt zu ihm hatte, machte mich aufmerksam. Damals war noch gar nicht klar, woran ich arbeite. Ich habe ihm mehrere Demos geschickt und schlussendlich ist „Youth“ daraus geworden, was mit fast 2 Jahren auf dem Buckel der älteste Song auf der EP ist.

Wie lief die Produktion ab?
Nachdem ich mich für Casper viel in Gitarren und Schlagzeug vertieft habe, wollte ich gern was konträres machen und bin zu elektronischer Musik gekommen und es hat mich ungemein fasziniert, wie solche synthetischen Sounds entstehen. Ich habe mich dann in mein Zimmer eingeschlossen und Synthesizer studiert. So sind viele der Songs aus Klangexperimenten entstanden. Allerdings landen die dann nicht zum Selbstzweck auf der Platte. Wichtig ist mir, dass ein eindeutiges Bild vermittelt wird, wie auch bei der Gitarre am Anfang von „Youth“. Wenn ich so ein starkes Element habe, baue ich einen Song darum. Ich bezeichne meine Sachen oft als Glitch, obwohl ich versuche dieses Element nicht zu vordergründig in den Songs zu haben.

Was erwartet den Hörer inhaltlich auf „Revelation“?
Die Hörer erwartet kein Soul-Album, was während dem Frühstück in der Küche läuft. Ich nenne es gern Kopfhörer-Musik – Songs die man aufmerksam hört und in denen man viel entdecken kann. Die EP ist mir besonders wichtig, weil es für mich der erste Schritt in die richtige Richtung ist. Sowohl stilistisch als auch ästhetisch finde ich sie sehr stimmig. Ich glaube es ist ein guter Start für mein neues Projekt und ich hoffe, dass ich damit auch Menschen begeistern kann, die ihre Fühler vielleicht noch nicht in die elektronische Richtung ausgestreckt haben.

Eine kleine Randnotiz rund um das Album?
Die EP ist ja schon ein ganzes Jahr fertig und ein Label zu finden, mit dem man veröffentlicht ist nach wie vor nicht so einfach. Die Arbeit drum herum kann ganz schön stressen. Die beste Medizin für mich ist dann neue Musik zu machen und in meine Welt abzutauchen, wann immer das möglich ist. Ich habe mir vor kurzem einen Moog Sub37 gekauft – ein analoger Synthesizer, damit ich auch mal weg vom Bildschirm komme.

Von Track zu Track

Mojo ft. Eskei83
Mojo ist für mich ein typischer Opener, auch wenn der Rest der EP einen eher melancholischen Anstrich hat, wollte ich nicht alle mit dem ersten Song zum Suizid auffordern. Mir gefallen vorallem die Mikrocuts, aus einem sehr bekannten Song, den nie jemand erraten wird.

Revelation ft SakeSake
Hier ist mir neben der wunderschönen Stimme, vorallem der akustische Bass in der Strophe sehr wichtig, der unendlich bearbeitet ist und wie ein neues Instrument klingt und so das Sounddesign sehr originell macht.

Sirene
Sirene ist recht hoffnungsvoll und energetisch, weswegen ich ihn nach „Revelation“ gepackt habe.

The Cat Tail Interlude
Teilt die EP und fängt die Stimmungen etwas ab. Mir war es wichtig, da auf einer EP immer etwas wenig Platz für leise Stellen ist und außerdem bin ich großer Fan von seichter Klaviermusik a la Nils Frahm, mit dem ich super gern zusammen arbeiten würde.

Youth ft SakeSake & Adam Tensta
Mein Donkong Bandkollege (Cop Dickie) hat mir hier sehr mit dem Refrain geholfen. Ursprünglich war der Song noch elektronischer. Nachdem Adam seine Vocals abgeliefert hatte, wollte ich aber das er so wenig wie möglich in ein Genre verortet werden kann. Ich glaube es ist mein Lieblingssong auf der EP.

Karoshi
„Karoshi“ ist ein purer Sounddesign Track – Ohrkino. Daran saß ich wirklich unfassbar lang und es gibt auch drei ganz verschiedene Versionen in unterschiedlichen Tempi. Ich finde er wirkt am besten Nachts.

Dragged
Mir fällt es immer schwer, stumpfe technoide Rhythmik zu verwenden, um das zu überwinden habe ich mich dazu gezwungen. Ich finde es ist ein schöner Song geworden, aber anfreunden mit stumpfen Techno-Beat kann ich mich trotzdem nur schwer. Allerdings hab ich hier das Gefühl, dass er total in den Hintergrund rückt. Ein toller Abschluss.

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