Am 26. August droppt dude26 sein Solo-Debütalbum „Zimmer26„. Der Wahl-Leipziger ist sowohl Rapper, als auch Produzent und ein Teil des Rap-Duos „dude&phaeb„. Nun erscheint sein Solo-Debüt. Dazu passend haben wir unser Format „Zwischen den Zeilen“ mit dude26 gemacht, in dem der Künstler sein kommendes Werk vorstellen und etwas darüber erzählen kann. Außerdem gibt es eine kurze Annekdote zu jedem Track auf dem Langspieler. Viel Spaß damit!
Was für eine Idee/ ein Konzept steckt hinter deinem Album „Zimmer26″?
Nachdem das Album langsam an Form gewann, saß ich mit meinen Jungs zusammen und wir haben hin und her überlegt bezüglich eines Namens. Mein Studioraum bei mir zuhause heißt Zimmer 26. Dort entsteht mein Sound. Zimmer 26 ist deswegen der Titel geworden, weil es schlicht und einfach am naheliegendsten war, meinen eigenen Raum als Konzept in die Platte einfließen zu lassen. Das zieht sich durch die Videos und das ganze Artwork und Corporate Design. Das Frontcover für die LP und die Instrumentalversion wurden dort geschossen. Für mich ist das auch eine schöne Erinnerung, da ich nicht annehme, in dieser Wohnung alt zu werden. Es ist ein wichtiger Ort für mich, an dem ich mich zurückziehen kann, um dem nachzugehen, was ich am liebsten tue. Das war am Ende einfach persönlicher, als irgendeinen abstrakten Titel zu nehmen, zu dem ich nicht so viel Bezug habe.
Was gibt es zu dem/den Feature/s zu sagen?
Auf dem Album sind phaeb, GALV, Juju Rogers, Flo Mega und ChezzOne zu Gast. Mit phaeb und ChezzOne verbindet mich eine enge Freundschaft. Das ist für mich die wichtigste Basis, um zusammen zu arbeiten. FloMega oder Juju Rogers sehe ich aufgrund der räumlichen Trennung nicht so oft, aber man kennt und schätzt sich. Juju ist zum Beispiel, wie ich, in Schweinfurt geboren und hat auch dort seine ersten Schritte gemacht. Die Ausnahme macht GALV, ihn kenne ich noch nicht solange, aber ich verfolge sein Treiben schon länger. Ich mag seine Musik. Wir haben uns in Leipzig getroffen und kennengelernt und er hatte Bock. Ich bin sehr froh, jeden der Genannten dabei zu haben.
Wie lief die Produktion ab?
Im Vorfeld gibt es in der Regel den Beat. Der bringt automatisch einen gewissen Vibe mit sich, den ich dann versuche, in dem Song einzufangen. Es lief in der Regel so, dass ich den Beat gegen Nachmittag geschraubt habe, mich hinsetze und bis abends schreibe, um den Track dann nachts aufzunehmen. Darin liegt für mich auch irgendwie der Reiz, das Teil vor Ort direkt einzutüten. So ist nach und nach das Album entstanden…
Inspiration ziehe ich mir vor allem von Freunden, die auch Musik machen. Man tauscht sich aus und beeinflusst sich somit gegenseitig in seinem Schaffen. Darüber hinaus inspiriert mich die Musik, die ich sample. Ich sample seit knapp 15 Jahren. Da kam einiges zusammen und das wird ja immer mehr mit der Zeit. Es gibt viele Orte, wo es mir etwas an Struktur mangelt, aber diesbezüglich bin ich sehr genau. Ich hab da so mein System entwickelt und das geht dann oft sehr schnell, wenn man die Wege kennt.
Den eigenen Sound an sich zu beschreiben, ist immer etwas schwer, da dass jeder für sich selbst herausfinden muss, denk ich… aber so viel sei gesagt, für mich steht und fällt ein Beat mit der Selection der Sounds, was aber immer einer eher subjektiven Wahrnehmung unterliegt. Ich mag Drums und Percussion jeglicher Art. In dieser Welt kann ich mich gut verlieren… wahnhaft nach Loops suchen, die mich in irgendeiner Form einfangen und bei der Stange halten.
Was erwartet den Hörer inhaltlich auf „Zimmer26“?
Ich kann am Ende nur auf die Erfahrungen zurückgreifen, die ich als Mensch da draußen gemacht hab. Die Scheibe ist demnach zum einen Teil in gewisser Weise autobiografisch, gespickt mit ein paar Storys aus meiner Jugend, wie zum Beispiel auf „Welt für sich“ oder „Kinderaugen“. Diese Tracks sind mir wichtig, nicht weil ich damit etwas aufarbeiten will, sondern vielmehr, weil sie mir helfen und helfen werden mich zu erinnern, an eine Zeit, wo das, was man heute noch tut, seinen Ursprung hat. Ich bin kein Mensch der die Vergangenheit nostalgisch verklärt oder sich eine gewisse Zeit zurückwünscht, denn ich bin sehr froh wie es ist. Aber man trägt diese Erinnerung halt in sich und das fließt dann auch in den Schreibprozess mit ein.
Desweitern denk ich, dass die Art und Weise, wie man etwas tut, auch schon viel über den Inhalt oder den, der kommuniziert werden soll, aussagt. Ich hab mich nie versteift darauf, die Songs eng an ein Konzept zu parken weil mich das in dem Moment eher eingeschränkt hätte. Der Hörer wird inhaltlich nicht am Stock gehen, das war noch nie mein Ding. Aber er bekommt den Inhalt auch nicht aufgezwungen. Wie heißt die Rubrik nochmal.. Zwischen den Zeilen…..
Eine kleine Randnotiz rund um das Album?
Ich mache so ein Album ja nicht allein. Somit war und ist die schönste Erinnerung die direkte Unterstützung, die ich aus meinem Umfeld bekommen habe und immer noch bekomme. Es gibt mehr als eine Hand voll Leute, die mit mir zusammen an der Verwirklichung gearbeitet haben, und auch wenn es mal anstrengend wurde, habe ich zu keinem Zeitpunkt an unserer Arbeit gezweifelt.
So ein Projekt kostet doch auch viel Zeit. Und auch wenn wir uns bei meinem Label Daily Concept über die Jahre immer weiter professionalisiert haben, findet dennoch sehr viel ehrenamtliche Arbeit hinter den Kulissen statt.
Ich will an dieser Stelle auch meiner Freundin danken, die immer bedingungslos hinter mir steht!
Von Track zu Track
1.Intro
Das Sample hat mich direkt eingefangen. Mein Kollege und Freund IAMPAUL spielt den Akustikbass. Das Intro bietet dem Hörer, denke ich, erstmal Luft, um in das Album zu kommen, es drängt sich nicht auf und ist wie ein kurzer Track zu verstehen, der etwas aufmachen soll. Im Vorspann sollte man, denk ich, nicht alles verraten….
2.Immerhin
Die erste Videoauskopplung. Mit dem Track hat alles begonnen. Ich hab den Beat gebaut, geschrieben und recordet. Ich mag den Beat, weil er Druck hat und dennoch entspannt daherkommt. Der Song lebt meiner Meinung nach von seinem Vibe und der Leichtigkeit.
3. Das große Ganze
GALV hat mal eine Woche bei mir gewohnt. Er ist extrem sympathisch und ein doper MC und ich hatte Bock, ihn mit auf dem Album zu haben. An dem Track mag ich neben den Parts vor allem den Refrain… er lässt scheinbar viel Platz. Doch die Worte fügen sich dann zu einer komplett Hook. Kann man schwer erklären – muss man hören!
4.Interlude
Die Dramadigs und ich, bzw. in diesem Fall nur Den, haben uns für eine Nacht ins Zimmer 26 eingeschlossen und das Interlude in die MPC gedrückt… beste Zeit! Als ich vom Kiosk kam, hatte Den schon den Drumloop am laufen, ich hab mich dann um Sample und Bass gekümmert.
5. Welt für sich
Für den Track konnte ich die Philcorda vom meinem Bruder samplen, die ich dann über mein Midi-Keyboard eingespielt hab. Darüber hinaus mag ich den Sound und den Groove der Drums sehr. Der ganze Track liegt mir sehr am Herzen.
6.Standby
Bei dem Track hab ich mir I.L.L.Will mit ins Boot geholt. Ich hatte ihn seit der Square One Platte auf dem Schirm, und da Eloquent mit ihm zusammenarbeitet und mir seinen Kontakt weitergereicht hat, hat sich das ergeben. Ich mag seine Beats sehr und der Track war aus meiner Sicht ein Selbstläufer. Er rundet die A-Seite schön ab.
7. Kinderaugen
Sterio kenn ich durch die Damadigs. Er hat den Track produziert. Er dachte, ich baue nur Beats, und war etwas verstört als ich ihn fragte, ob ich drauf rappen kann. Kinderaugen eröffnet die B-Seite, ein für mich wichtiger Track, der schon zu Beginn der Produktionsphase stand. Ich mag den Synthesizer, den Sterio in der Hook eingespielt hat und spiele den Track auch schon länger in unserem dude&phaeb Liveprogramm.
8. Schlecht gemischt
Das längst überfällige Feature mit meinem Labelkollegen ChezzOne von Chezz&DAM. IAMPAUL hat produziert und wir hatten einfach Bock zu rappen. Eigentliche wollte phaeb auch noch einen Verse auf dem Track machen. Ich hab mich dann allerdings dagegen entschieden, da ich ihn schon auf einem anderen Track gefeaturet habe. Möge er es mir nachsehen…
9. Shadow of Love feat. Juju Rogers & FloMega
Der Name mag täuschen. Shadow of Love ist kein Liebeslied im klassischen Sinn. Es geht vielmehr darum, dass Personen, die vielleicht mal Teil unseres Lebens waren und jetzt nicht mehr da oder gar nicht mehr unter uns sind, immer noch ein Teil von uns sind. Ich hab da einige Menschen in meinem Kopf, auf die das zutrifft. Vielleicht geht das ja dem einen oder anderen auch so… Davon handelt der Song aus meiner Sicht. Es gibt aber, denke ich, mehrere Interpretationsmöglichkeiten, was den Track für mich auch auszeichnet. Mit FloMega in der Hook und Juju Rogers als Feature konnte auch nichts schief gehen…
10. Interlude
Als IAMPAUL mir einige Beats im Auto vorspielte, als wir nachts durch Leipzig gefahren sind nach einer Show, war dieser dazwischen. Mich fasziniert an dem Beat, dass er es schafft, eine Ruhe zu vermitteln, wie es selten ein Instrumental bei mir geschafft hat. Egal wie stressig dein Tag war, in diesen knapp 2 Minuten wirst du es kurz vergessen.
11. Wildstreet
Ich kann kein dude26-Album ohne phaeb machen. Er hat mich in den letzten zehn Jahren begleitet als Freund und Crew-Mitglied. Wir haben zusammen über 250 Shows gespielt, also einige Kilometer zusammen zurückgelegt und viel gemeinsam erlebt. Der Track hätte am Ende genauso gut auf einem dude&phaeb-Album landen können. Wildstreet ist eine Hommage an die „Straße“, so wie wir sie sehen. Ein atmosphärischer Song, dessen Stimmung mich immer noch einfängt.
12. Spul zurück
Der „älteste“ Song auf der Platte. Ich schrieb ihn vor vier Jahren, als ich noch in Hildesheim in einer WG mit phaeb, Django und Delicious Chrischuzz gelebt habe. Ich mag das Geigen-Sample und die druckvollen Drums. Wenn der Beat nach der letzten Hook nochmal einsetzt, bleibt dem Hörer nochmal etwas Zeit…um dann im besten Fall zurück zu spulen.
„Wie ein nicht enden wollender Film, den ich zurück spul und der neu beginnt /
ich seh‘ ihn mir nochmal an und frag mich, wo sind die Leute hin?“
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