Welcome 2 fukin Reality (aus BACKSPIN Mag #114)

Killer Mike und El-P sind zwei gestandene Persönlichkeiten des US-Rap, die bekanntlich kein Blatt vor den Mund nehmen und nicht allzu viel auf Vater Staat geben. Gemeinsam haben sie als Run the Jewels mit dem gleichnamigen Album vergangenes Jahr viele Fan- und Kritikerherzen höher schlagen lassen. Wir haben mit den beiden telefoniert und wurden mit viel Wortwitz, ungeschönten Meinungen und einer klaren Ansage bezüglich bestimmter Interviewfragen konfrontiert.

Das neue Jahr hat gerade begonnen, könnt ihr kurz die Hoch- und Tiefpunkte eures letzten Jahres zusammenfassen?

El-P: Es war ein gutes Jahr, ich hatte nicht wirklich schlechte Momente. Ich tue, worauf ich Lust habe und bereise die Welt. Ich habe wirklich ein sehr positives Gefühl, wenn ich zurückdenke.

Killer Mike: Es war alles bestens in 2013. Den einzigen Tiefpunkt gab es, als ich zu viel nach einer Show getrunken hatte. Die letzten zwei Jahre waren musikalisch wirklich die besten Jahre, die ich bisher hatte.

Ihr habt kürzlich bestätigt, ein neues zu veröffentlichen. Könnt ihr dazu schon etwas Genaueres sagen?
Killer Mike:
Es wird aggressiver, härter und lustiger. Der Zaubertrick ist allerdings, vor dem Release nicht zu verraten, was man vorhat.

Kendrick Lamar hat im letzten Jahr erneut die Debatte losgetreten, wer denn nun der beste Rapper ist. Glaubt ihr, diese Debatte ist überhaupt noch wichtig für Hip-Hop?

El-P: Ich denke, es gibt einige Leute, die das gebraucht haben. Leute, die das aufgeweckt hat, da ihnen dieser Wettbewerbsdrang fehlte. Für die war Kendricks Vers eine Art Schlag ins Gesicht oder auch eine Art Weckruf. Für Mike und mich war es nicht wirklich relevant. Dieser Trieb, der Beste zu sein, war schon immer in uns. Aber generell kann es dir helfen, als Rapper über dich hinauszuwachsen, einfach nur, wenn du dir das Ziel vor Augen hältst, der Beste sein zu wollen. Ich denke, es ist nicht wirklich eine Debatte. Es ist eher so, dass Kendrick einfach zu seiner Community gesprochen hat. Mike und ich fühlten uns aber nicht wirklich angesprochen, da wir diese Forderung nicht auf uns anwenden konnten. Wir haben die längst verinnerlicht. Es ist aber definitiv nichts Falsches dabei, wenn in bestimmten Abständen immer mal wieder jemand einen Weckruf startet.

Die NSA-Affäre beschäftigt nun schon seit Längerem die Medien. War dies für euch eine Überraschung oder hat es eure Vorstellungen von der Regierung nur bestätigt?

El-P: Für mich war es mit Sicherheit kein Schock. Ich nahm so oder so bereits an, dass dies der Fall sei. Aber das macht es nicht wirklich besser. Was mich wirklich an solchen Sachen überrascht, ist die Erkenntnis, wie wenig wir doch dagegen machen können. Aber wie auch immer, es ist die Welt, in der wir leben: Welcome to fucking reality.

Killer Mike: Es gibt keine Hoffnung, George Carlin hat es bereits vor über einem Jahr gesagt. Es ist, wie es ist, dein Leben muss weitergehen. Es schockt mich mehr, dass jetzt, wo es die Leute definitiv wissen, alle weiter shoppen gehen und leben wie vorher, auf der anderen Seite aber sagen: „Ich will nicht, dass du mein Telefongespräch mit anhörst.“ Die Leute haben keine wirkliche Perspektive davon, was es für ihr Leben bedeutet. Der große Trick an der Sache ist, den Leuten einzureden: „Was immer ihr macht, es betrifft nicht euch, denn ihr seid keine schlechten Menschen.“ Das ist ein großes Problem, denn aus diesem Grund rastet niemand aus. Aber was soll’s, halten wir eben Händchen und laufen zusammen in Richtung Hölle.

 

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Razer

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