Königshochzeiten hat die Deutsche Rap-Szene schon einige gesehen. Und gerade in diesem Jahr scheint es so, als könnten unsere heimischen Rapper gar nicht genug davon bekommen, nicht allein im Studio zu arbeiten. Ob Taktloss und Frauenarzt, Chakuza und Bizzy Montana, Fler und Jalil, Kurdo und Majoe oder Summer Cem und KC Rebell, der Spaß am Kollaborieren scheint zurück zu sein. Und trotzdem: Als beim splash! der Vorhang fiel, rechneten nur wenige mit dem, was für diesen Herbst anstehen sollte: Ein gemeinsames Album von Sido und Savas. Und damit eine Kollaborationen von zwei der wichtigsten Former einer deutschen Rap-Szene, zwei der prägendsten Charaktere rund um die Jahrtausend-Wende. Als Namensgeber dient dabei der Ursprung ihrer Musikkarrieren, der von Markus Staiger ins Leben gerufene „Royal Bunker“, in dem man als Hip-Hop-Verliebter Jugendlicher die ersten Gehversuche in einer Kellerkneipe wagte. Eine Venue-Größenordnung, wie sie die Beiden wohl schon lange nicht mehr erlebt haben. Und natürlich hat auch das Soundbild anno 2017 nichts mehr mit den unfertigen, rohen Bunker-Sessions gemein. Auf Boom Bap von DJ Desue und Sirjai laden sie sich Marteria und El General Lakmann, um auch 20 Jahre nach den Treffen im Bunker den nicht auszumerzenden Wack-MCs den Kampf anzusagen. Ob Sido und Savas den Erwartungen gerecht werden können, haben wir besprochen.
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Das sagt die BACKSPIN Gan!
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Yannick W.: "Welche Rolle spielen die Namen bei der Sicht auf so eine Platte eigentlich? Ich bin mir nach wie vor nicht sicher. Hätte mir „Royal Bunker“ vielleicht besser gefallen, wenn die beiden nicht die gestanden Künstlerpersonen wären, die sie nunmal sind? Denn summa summarum ist die Platte vorhersehbar, eintönig und alles andere als innovativ. Gleichzeitig ist es aber auch nichts anderes, als man 2017 von zwei Künstlern erwartet, die das Gegenteil dieser Kritikpunkte in den vorigen Jahren ihrer Karriere waren. Irgendwann kann man sich es einfach erlauben, drauf los zu arbeiten und die Musik zu machen, an der man am meisten Spaß hat, ohne Blick auf den Mehrwert für die Entwicklung der hiesigen Musikkultur. Und, dass das Album sehr befreit von Druck entstanden ist, das hört man ihm im positiven auch an, keiner Versucht hier, zwanghaft dem eigenen, prestigeträchtigen Namen auf biegen und brechen in Szene zu setzen. Und damit ist 'Royal Bunker' zwar kein außergewöhnliches, allerdings ein entspanntes und kurzweiliges Hip-Hop-Vergnügen." - 6/10
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Niels: "Mit einem Riesenknall wurde das gemeinsame Projekt auf dem diesjährigen splash verkündet und das Jahr der Kollabos um ein weiteres Release ergänzt! Auch wenn ich mich weder als Savas- noch als großer Sido-Fan bezeichnen würde, stand ich nach der Performance des Titeltracks doch recht beeindruckt vor der Bühne und war ziemlich gespannt darauf, wie die beiden auf LP-Länge miteinander harmonieren würden. Tatsächlich funktioniert die Symbiose zwischen den von Grund auf sehr unterschiedlichen Stilen überraschend gut. Sind mir Sidos Parts oftmals zu simpel und undynamisch, empfinde ich Savas trotz seiner beeindruckenden Raptechnik auf Dauer oftmals als hektisch und anstrengend. Doch gerade dieser Mix, bei dem die beiden Protagonisten ihren Alleinstellungsmerkmalen treu bleiben, ohne sich dem anderen unangenehm anzubiedern, macht dieses Release deutlich angenehmer und für mich spannender als die vergangenen Soloreleases." - 7/10
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Sabrina: "Vor einigen Jahre hätte man sich eine Savas/Sido Kollabo wohl nicht vorstellen können. Inzwischen scheint das machbar. Klassische harte Beats und massig Battle-Rap- eine Herangehensweise, die ich schätze und die anders womöglich gar nicht funktioniert hätte. Ein Album mit Trap-Beats und Autotune-Hooks hätte in dieser Konstellation wohl auch niemand verkraftet. Leider ist es durch eben diese klassiche Herangehensweise auch kein sonderlich spannendes Album für mich. Zwei große Künstler bringen leider noch nicht automatisch ein großes Album." - 6/10
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Jonas: "Das ganze Album ist jetzt nicht grade schlecht, würde aber von mir das Prädikat langweilig kriegen. Man hört es durch, stört sich an kaum einem Track aber es bleibt auch halt nicht all zu viel hängen. Generell habe ich das Gefühl, dass die beiden drauf geachtet haben, nichts falsch zu machen, dadurch sind sie aber auch auf keinem Track ein Risiko eingegangen sind. Deshalb fehlt aber definitiv der Wiedererkennungswert. Die beiden können auf jeden fall krass rappen und die Beats sind auch OK, aber es klingt leider exakt so wie man sich ein Kollaboalbum vom 2017er Sido und vom 2017er Savas vorstellt und dadurch geht jegliche Innovation leider komplett flöten. Fazit: Zum hören ganz OK, aber wird leider kein Alltime-Classic." - 5/10
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Josh: "Royal Bunker reiht sich in eine lange Liste von Kollaboalben ein, die durch zwei große Einzelkünstler eine Menge Spektakel versprochen haben, am Ende aber unter den Erwartungen blieben. Das Album ist keinesfalls wack oder schlecht, bringt jedoch einfach keine Höhepunkte mit sich. Grundsolide rappen die beiden über teilweise sehr starke Beats, ohne je wirklich Feuer zu entfachen und wirklich zu begeistern." - 6/10
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Jakob: "Nach welchen Maßstäben sollte man dieses Album bewerten? Nach heutigen, nach alten oder gar nach Sido und Kool Savas Maßstäben? Schwierig. Fakt ist, dass mir dieses Album unspektakulär gut gefällt. Die Rhymes sitzen, sind sehr battlelastig, auch die Beats können überzeugen. Trotzdem bin ich nach einigen Hörgängen immer noch nicht ganz befriedigt. Ging da vielleicht ein wenig mehr oder hat man sich mittlerweile an normale Standards dieser beiden Legenden gewohnt? Ich denke eher, dass hier zweiteres zutrifft. Nach zwei Jahrzehnten im Musikbusiness können die Beiden mich wohl einfach nicht mehr überraschen. Trotzdem ist das Album am Ende einfach gut. Lediglich ankreiden würde ich, dass es sich nicht immer wie ein Kollaboalbum anhört, da so gut wie alle Strophen auch immer nur von einem berappt werden. Da hätte ich mir etwas Abwechslung gewünscht. Alles in allem aber ein Top-Album, das nicht sonderlich überrascht, aber auch keinerlei Schwächen aufweist. Und was Sidos und Savas' großer Vorteil ist: Es ist eigentlich egal, was sie rappen, denn sie haben Stimmen und Flows, denen ich stundenlang zuhören könnte." - 8/10
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Yannick H.: "Mit Sicherheit nicht das verbale Feuerwerk, das ich mir noch bei der Ankündigung des gemeinsamen Projekts erhofft hatte. Dennoch stellen Sido und Savas zum x-ten Mal unter Beweis, dass sie noch längst nich zum alten Eisen gehören. Vor allem Oldschool-Fans kommen bei 'Royal Bunker' auf ihre Kosten, da harte Drums und der Einsatz z.T. melancholischer Samples hier noch im Fokus stehen. Auch der Flow Savas' will oft mit der Vortragsweise Sidos harmonieren. Der erhoffte ganz große Wurf ist aber nicht gelungen." - 7/10
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Niklas: "Der Moment auf dem Splash! war krass, keine Frage. Aber irgendwie hat sich die anfängliche Euphorie um den nächsten Versuch das größte Kollabo-Album Deutschraps, das deutsche Watch the Throne oder wie auch immer 'Royal Bunker umschrieben wurde, ziemlich schnell gelegt. Ähnlich geschieht es leider auch mit dem Interesse am gesamten Album etwa drei Monate später. Vor allem die erste Hälfte der Platte geht sehr gut ins Ohr: klassische Beats, frei von Trends, repetitive Hooks, Punchlines en masse. Wohl jedem, der mit der Musik von Sido und/oder Savas und deren Weggefährten aufwuchs, treibt dies mehr als ein nostalgisches Lächeln ins Gesicht. Die Spielerei mit den verschiedenen Stimmen im Zusammenspiel mit mächtigen Hip-Hop-Drums gelingt gut, vor allem die gelayerte Hook von 'Jedes Wort ist Gold wert' geht nicht aus dem Schädel. Die zweite Hälfte der Songs basieren dagegen meist auf Klaviersamples und driften in Richtung Ballade. Leider wirkt es schnell so, als seien fast alle Songs nach einem dieser beiden Muster entstanden. Das ist am Ende auch der Grund, warum sich die Platte sehr schnell abnutzt, nach einigen durchläufen ist man von den ähnlichen Songs und Strukturen übersättigt. Daher bleibt es leider bei einigen sehr guten Songs statt einem kohärenten Album." - 6/10
6.4/10
Kurzfassung
Einen Meilenstein können Sido und Savas mit dem ersten Aufeinandertreffen in Albumform zwar nicht vorlegen, dennoch liefert das Duo nach über 20-jährigen Karrieren gewohnt solide, allerdings auch erwartbar, ab.
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Ich kann quasi nur über Musik reden...
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