Der Göttinger Produzent RobotiNiro veröffentlicht am 1. September sein Debütalbum „Travelling Spaces„. Zuvor stellte der 28-Jährige Anfang Juli eine Free-EP unter dem Titel „Halfway“ ins Netz. Die EP könnt ihr ganz unten im Beitrag anhören und runterladen.
Außerdem haben wir mit RobotiNiro unser Format „Producer’s Spotlight“ gemacht. Viel Spaß dabei!
Name: RobotiNiro
Alter: 28
Wohnort: Göttingen
Produziert seit: 2004
Equipment: MPD32, Novation Mininova, E-Gitarre, E-Bass, FL Studio, Cubase
Favorite Breaks: Bob James – Take me to the mardigras
Favorite Hip-Hop Songs: Masta Ace – Good Ol’ Love; Jay Z – Dead Presidents; Geto Boys – Mind playin tricks on me
Favorite Non Hip Hop Songs: Donny Hathaway – I love you more than you’ll ever know; Oasis – Married with children; Cheryl Lynn – Got to be real
Favorite Hip Hop Producers: J Dilla; Madlib; Dam Funk; Pete Rock; 45 King, etc.
Favorite Non Hip Hop Producers: Quincy Jone; Curtis Mayfield
Aktuelle Produktionen: Halfway EP, Travelling Spaces
Wie bist du zum Produzieren gekommen? Wer hat dich dazu gebracht?
Ich hatte nie wirklich jemanden an meiner Seite, den man in Bezug auf Hip Hop als Mentor bezeichnen könnte. Eigentlich hat es bei mir ganz klassisch damit angefangen, dass ich mir irgendwann zwei billige Plattenspieler und einen Mixer zugelegt und mich gleichzeitig im Rappen versucht habe. Allerdings hat mir meine eigene Stimme nicht recht gefallen.Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich angefangen habe, mich mit dem Beatmaking auseinanderzusetzen. Also habe ich mir ein Programm von einem Kumpel geliehen und losgelegt. Ich habe Hip Hop schon von Anfang an so wahrgenommen, dass jeder eingeladen ist, selbst aktiv zu werden.Deshalb war für mich eigentlich immer klar, dass ich da in irgendeiner Form auch etwas machen möchte.
Wie würdest du deinen Style beschreiben und hat er sich über die Jahre verändert?
Viele Leute finden, dass mein Sound eine Mischung aus East- und Westcoast-Einflüssen ist. Ich finde das trifft es ganz gut. Das Mischungsverhältnis aus diesen zwei Stilen variiert allerdings ständig. Anfangs hab ich natürlich einfache Loops gebaut, aber umso länger man dabei ist, desto mehr versucht man auch, die ganzen Knöpfe und Funktionen auszutesten und sich auch musikalisch neue Sachen zuzutrauen. Eine Hilfe war dabei sicherlich auch, dass ich in der Zwischenzeit gelernt habe, Bass und Gitarre zu spielen.
Glaubst du, dass dein Equipment eine große Rolle dabei spielt, wie deine Beats klingen?
Ich glaube nicht, dass es eine besonders große Rolle spielt, mit welchem Equipment ich gerade arbeite. Natürlich bekommt man aus billigen Geräten und Plugins in der Regel keinen guten Sound heraus, aber ich denke, dass das in allererster Linie eine Frage des Workflows ist. Wie sagt man so schön: „It’s not the machine, it’s the man behind the machine.“
Wie haben sich deine Produktionen im Laufe der Zeit weiterentwickelt? Gibt es bestimmte Routinen, die du immer machst, wenn du einen Beat baust?
Klar gibt es einen ungefähren Ablauf, wenn ich einen Beat mache, der aber auch nicht strikt und in allen Fällen eingehalten wird. In der Regel geht alles los mit einem Sample und dann ist es in alle möglichen Richtungen offen. Es kommt aber auch oft vor, dass ich gar kein Sample benutze. Dann spiele ich direkt etwas ein, mit Synth oder Gitarre zum Beispiel.
Ich glaube, ich bin grundsätzlich musikalischer und freier geworden in meiner Produktion. Auch auf der Mixing-Ebene lernt man immer wieder neue Sachen dazu, sodass meine Beats heute auch einfach besser klingen.
Welche deiner Produktionen magst du selbst am liebsten und warum?
Ehrlich gesagt tue ich mich etwas schwer, da ganz konkrete Stücke rauszunehmen. Am besten gefällt mir eigentlich in der Regel das aktuellste Projekt, an dem ich gerade arbeite.
Denkst du, dass ein Street-Rapper eher einen anderen Sound braucht als zum Beispiel ein Conscious Rapper? Wenn ja, warum?
Ich denke nicht, dass man das so pauschalisieren kann. Dieses ganze „Street vs. Conscious Rap“-Narrativ wird hier in Deutschland meiner Meinung nach auch künstlich vergrößert. Aus den U.S.A. nehme ich diese Trennung in jedem Fall nicht so deutlich wahr. Künstler wie Roc Marciano oder Freddie Gibbs zeigen auf jeden Fall, dass Street Rap heutzutage nicht ausschließlich auf Französisch geprägter Synthese basieren muss.
Wie wichtig ist es dir eigentlich, was ein Rapper oder Sänger auf deinen Beats sagt?
Also, ich stelle den Rappern da auf keinen Fall Regeln auf und ich muss mich auch nicht unbedingt mit dem Inhalt identifizieren können. Mir ist es in erster Linie wichtig, dass der Flow rund ist und die Delivery stimmt. Darüber hinaus arbeite ich eigentlich auch nur mit Leuten zusammen, bei denen es eine gemeinsame persönliche Basis gibt, und dann muss man sich normalerweise auch keine Sorgen über den Inhalt machen.
Wie siehst du Hip Hop heutzutage (positiv/negativ)?
Ich finde, dass Hip Hop eigentlich auf einem ganz guten Weg ist. Es gibt zwar vieles, das ich nicht verstehe und wo ich den Kopf schütteln muss, aber besonders vieles von dem, was so knapp unter der Oberfläche brodelt, macht mir im Moment extrem viel Spaß. Das Ganze nimmt auch für mich persönlich mittlerweile einen großen Teil meines Lebens ein und dem wäre nicht so, wenn ich keinen Spaß daran hätte.
Woran arbeitest du gerade? Was kommt Neues von dir?
Abgesehen davon, dass ich meine erste Instrumentalscheibe „Travelling Spaces“ im September überStereoboom Records veröffentliche, arbeite ich noch mit meinem Kumpel TeDDI LOVE an einer EP, die definitiv noch 2015 erscheinen wird. Außerdem werde ich zusammen mit Max Fresh und Paspatu in diesem Jahr noch eine Kassette veröffentlichen. Darüber hinaus sind natürlich schon wieder einige neue Projekte in Planung, von denen ich jetzt noch nichts verraten möchte.
Wenn du heute einen Remix machen dürftest, ob Hip-Hop oder nicht, welchen Titel würdest du wählen?
Darüber hab ich mir eigentlich noch keine großen Gedanken gemacht. Jetzt wo ich drüber nachdenke: Ich glaube, irgendwas von ErykahBadufänd‘ ich super.
Welche anderen Musikstile reizen dich und warum? Ist Rap eine eher limitierte Musikrichtung?
Also, ich würde persönlich gern mal wieder in einer Band Bass spielen, irgendwas in die Richtung Soul/Funk würde ich interessant finden. Davon abgesehen höre ich natürlich längst nicht nur Hip Hop und Rap. Ich höre zuhause viel Jazz und Soul, Psychadelic Rock, aber auch klassische Rock-Geschichten können interessant sein.
Dass Hip Hop und Rap eine limitierte Musikrichtung ist, würde ich so nicht sagen. Es gibt im Hip Hop so viele Sachen, die sich stilistisch sehr unterscheiden. Darüber kommt allein durchs Sampling auch immer eine andere Note mit rein. Bisher hat sich Hip Hop immer irgendwie weiterentwickelt, ich persönlich kann da keinen Stillstand erkennen.
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