Nachdem Sabrina Euch gestern einen Überblick über aktuelle und wichtige Kollaboalben aus Übersee verschaffte, widme ich mich heute dem deutschen Rap. Auch hier gilt es erst einmal zu erklären, was für mich als Kollaboalbum zählt und was nicht. Ich beziehe mich hier ausschließlich auf die Zusammenarbeit zweier Rapper, die normalerweise als Einzelkünstler auftreten. Bands wie Creutzfeld & Jakob oder feste Duos á la Audio88 & Yassin zählen nicht dazu, sowie Rapper-und Produzenten-Kollabos wie beispielsweise Fatoni und Dexter auf „Yo, Picasso!“ oder Morlockk Dilemma und Brenk Sinatra auf „Hexenkessel“.
2017 scheint im Deutschrap das Jahr der Kollabos zu sein. Aktuell dominieren Farid Bang und Kollegah mit ihrer Promophase zu “Jung Brutal Gutaussehend 3” die Schlagzeilen.
Aber auch die zahlreichen anderen Kollaboalben diesen Jahres sind gute Beispiele dafür, was bei so einer Zusammenarbeit gut laufen- oder auch schiefgehen kann:
Frauenarzt und Taktloss – „Gott“
Ein gutes Beispiel dafür, wann eine solche Zusammenarbeit Sinn macht. Die beiden Berliner bewegen sich seit einer Ewigkeit im gleichen Umfeld, kennen sich jahrelang und haben schon mehrfach gemeinsame Tracks aufgenommen. Das führt dazu, dass sich am Ende ein durchaus rundes Soundbild ergibt, bei dem man nicht das Gefühl hat, es mussten großartige Kompromisse gemacht werden. Sowohl Frauenarzt, als auch Taktloss konnten sich auf „Gott“ frei entfalten.
KC Rebell und Summer Cem – „Maximum“
Auch die musikalische Zusammenarbeit von KC und Summer kam nicht von ungefähr. Beide sind seit mehreren Jahren Teil von Banger Musik und hatten bereits zahlreiche Features auf den Alben des jeweils anderen. Dennoch kreierten die beiden für „Maximum“ einen neuen, eigenen Sound, der sich klar von ihren Soloprojekten unterscheidet. Den Spaß am Experimentieren merkt man ihnen dabei deutlich an.
Fler und Jalil – „Epic“
Ein weiteres Beispiel für zwei Künstler, die aufgrund ihres gemeinsamen Label-Backgrounds perfekt harmonieren und ein wahnsinnig stimmiges Soundbild transportieren. Auch wenn Fler, dadurch, dass er neben seinem eigenen Part in denen meisten Fällen auch die Hook an sich reißt seinem Labelkollegen etwas den Platz nimmt, trägt auch Jalil durch seine markante Stimme seinen Teil zum Gesamtprodukt bei.
Kurdo und Majoe – „Blanco“
„Blanco“ hingegen ist der Beweis, dass Freundschaft zwischen zwei Rappern noch lange nicht dafür sorgt, dass ein gutes Album dabei herauskommt. Kurdo und Majoe schafften es nicht, einen spannenden Sound zu erschaffen, weshalb sie nicht zuletzt mit ekelhaft-provokanten Lines zu schocken versuchen, um wenigstens in irgendeiner Weise aufzufallen.
Kool Savas und Sido – „Royal Bunker“
Ein Gipfeltreffen, das den damit verbundenen Erwartungen nicht gerecht wird. Vielleicht auch gar nicht gerecht werden kann. Ähnlich ging es anderen Monster-Kollabos wie Shindy und Bushido auf „Classic“ oder „Coup“ von Haftbefehl und Xatar. Oft wirkt es leider so, als würden diese Alben nur entstehen, weil klar ist, dass es wirtschaftlich funktionieren wird. Da verwundert es nicht, dass für die Idee zu „Royal Bunker“ weder Sido noch Savas selbst verantwortlich waren, sondern Manager Erfan Bolourchi.
Royal Bunker im BACKSPIN-Soundcheck
Wie die vorgelegten Beispiele zeigen, sind Kollaboalben ein Spiel mit dem Feuer. Es ist oft ein schmaler Grat zwischen ‚sich in der Mitte treffen’ und alles aufgeben, was die Fans bei den Soloplatten des Künstlers feiern. Oft schaffen es die beiden Rapper einfach nicht, eine gemeinsame Vision auf den Punkt zu bringen und verlieren sich in halbgaren Sounds und austauschbaren Themen. Dennoch gibt es auch im Deutschrap einige Beipiele für herausragende Kollaborationen, die heute wahren Klassikerstatus genießen.
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