Music: Blog Report (aus BACKSPIN #114)

Das Drill-M o v e ment aus Chicago bleibt auch im dritten Jahr seines Durchbruchs relevant. Chief Keef wurde jüngst im Studio mit Kanye West gesichtet, Fredo Santana sicherte sich ein Feature von Kendrick Lamar, und WorldstarHipHop und Noisey widmeten der Bewegung sehenswerte Dokumentationen. Mit Lil Bibby und Lil Herb hat die Szene nun zwei neue vielversprechende Protagonisten. Nach mehreren Videos und einem Co-Sign von Drake veröffentlichte Lil Bibby im Dezember sein Debüt-Mixtape „Free Crack“. Während Inhalt (Gewalt und Drogen) und Sound (u. a. Beats von Young Chop, Hit-Boy und Stammproduzent DJ L) denen anderer Drill-Artists ähneln, zeigt sich der 19-Jährige mit dem Babyface und der tiefen Stimme reflektierter („These niggas illiterate and ignorant/ they not even completing sentences“) und als deutlich besserer Lyricist. Lil Herb ist auf drei Tracks zu hören. „Welcome to Fazoland“, sein mit Spannung erwartetes Debüt, wird kurz nach Redaktionsschluss erscheinen. Für ein weiteres Highlight aus der Windy City sorgte Tree mit seiner über Scion A/V erschienenen „The @MCTREEG EP“. Dass diese die Verkäufe der Toyota-Marke kurzfristig ankurbelt, ist zu bezweifeln, neue Fans sollte die komplett selbst produzierte EP Tree allemal bescheren. Anspieltipps sind „Probably Nu It“ und „Like Whoa“. Letzterer ist übrigens kein Remake des Black-Rob-Klassikers. Einen solchen findet man mit „Be Like“ auf „Sinatra“, der neuen EP von Vado. Der Harlem-Rapper untermauert die starke Form seines letzten Mixtapes „Slime Flu 4“ und entkräftet die mit seinem Signing bei DJ Khaled verbundenen Befürchtungen einiger Fans – einzig der Refrain auf „2 Fingers“ ist dann doch etwas zu cheesy geraten. Die Beats stammen u. a. von Cool & Dre, den Heatmakerz und Scott Storch. dreien war Alchemist zuletzt allgegenwärtig, und daran scheint sich auch 2014 nichts zu än- dern. Anfang des Jahres brachte sein Mitwirken auf dem Mixtape „The Past and Present“ dem alten Weggefährten Agallah The Don Bi- shop die längst verdiente Aufmerksamkeit ein. Denn der Rapper und Produzent aus Browns- ville, der 1995 als 8-Off ein unveröffentlichtes Album für East West aufnahm und u. a. als Ghost-Produzent am Onyx-Klassiker „All We Got Iz Us“ arbeitete, war nie weg, sondern wurde nur von den großen Blogs ignoriert. „The Past and Present“ bietet 14 neue Songs mit Features von u. a. Roc Marciano, AG Da Coroner, Masta Ace und Guilty Simpson. Für den Großteil der Beats sorgt Agallah selbst, während Alchemist vier Beiträge abliefert. Dazu gesellen sich acht altbekannte Collabos der beiden, darunter der ’99er Underground-Hit „Crookie Monster“. Alchemist hat zudem mit Evidence ein Album als Step Brothers am Start – unter demselben Namen lieferten Don Trip und Starlito mit ihrem Album „Step Brothers Two“ ein heimliches Highlight des Jahres 2013 ab. Während Starlito Mixtapes am laufenden Band herausbringt, hat Don Trip nun mit „Randy Savage“ sein erstes Solorelease seit 2012 veröffentlicht, auf dem er weitestgehend allein in den Ring steigt. Die einzigen Gäste des überzeugenden Mixtapes sind die Memphis-Kollegen Juicy J und Young Dolph sowie Starlito. Curren$y teilt mit Letzterem nicht nur die Cash-Money-Vergangenheit, sondern auch die hohe Rate qualitativer Releases. Der jüngste Streich hört auf den Namen „The Drive In Theatre“. Neben den üblichen Verdächtigen Young Roddy, Corner Boy P, Smoke DZA und Fiend gibt es Gastauftritte von Freddie Gibbs und Action Bronson sowie B-Real, der lange nicht mehr so gut wie auf „E.T.“ klang. Für diesen sowie sechs weitere Beats zeichnet mit Thelonious Martin ein weiterer vielversprechender Künstler aus Chicago verantwortlich.

Text: Christian Luda

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