Trotz einem Platz 3 in den „Billboard Hot 100″-Charts, knappen 20 Millionen monatlichen Hörern auf Spotify und einer Nominierung als „Best New Hip-Hop-Artist“ bei den 2018 BET Hip Hop Awards ist Rapper Juice Wrld in Deutschland recht unbekannt. Bei einem Telefonat hat der 20-jährige Newcomer aus Chicago über seinen erfolgreichsten Song, seine Karriere, andere Newcomer und Musik als seine neue Droge geredet.
Der erfolgreichste Track von Juice Wrld wurde nach eigener Aussagen in nur 20 Minuten geschrieben. Dabei ist es so, dass der Rapper Texte generell gar nicht mehr auf klassische Weise schreibt. Stattdessen freestyled er sich einen Song sozusagen zusammen. Früher hat er zwar noch Texte geschrieben, das lag aber daran, dass er eben nicht immer wenn er wollte, ins Studio konnte. In dem Song behandelt Jarad Higgins, wie Juice Wrld bürgerlich heißt, die Gefühlslage nach einer Trennung und vergleicht sie mit einer Schlafparalyse (engl. lucid dreams). Bei ihm selber tritt das Phänomen immer wieder auf und er beschreibt das folgendermaßen:
„Just imagine waking up and not being able to move, but to see everything. And you’re just not able to move. It is like someone is standing over you, it’s the craziest thing.“
Dabei basiert „Lucid Dreams“ auf einer realen Situation, die Juice Wrld nach einer tatsächlichen Trennung durchlebt hat und er ist sich auch sicher, dass die Person wohl weiß, dass sie gemeint ist.
Musik spielte in Higgins Leben schon immer eine Rolle. Als Kind lernte er Klavier spielen, als er etwas älter war, auch noch Gitarre und Schlagzeug. Trotzdem war es nicht so, dass Rap schon immer ein Teil seines Lebens war, denn seine Mutter, die sehr konservativ war, erlaubte ihm nicht Rapmusik zu hören. Dementsprechend sind in seiner Musik bis heute auch noch beispielsweise Rockeinflüsse zu erkennen. Letztendlich veröffentlichte Juice Wrld seine erste EP „999“ auf Soundcloud im Juni 2017. Ein halbes Jahr später legte er mit der nächsten EP „Nothings different“ nach. Bei dem was er am besten konnte, strengte er sich am meisten an. Es war lange ein Traum von ihm und als letztendlich immer mehr auf eine richtige Karriere hinauslief, nutzte er die Chance das zu machen, was er am meisten wollte.
Seit Anfang 2018 steht Juice Wrld unter Vertrag bei Interscope. Außerdem veröffentlichte er seitdem die Videos zu „Lucid Dreams“ („999″) und „All Girls Are The Same“ („Nothings different“), die beide von Cole Bennet gedreht wurden. Seit September ist er auf Tour und spielt seine Shows unter anderem auch in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und England. Außerdem war er auf Travis Scotts „Astroworld“ vertreten, eines der meist erwartesten Alben dieses Jahres. Juice Wrld steuerte auf dem Projekt, auf dem auch Größen wie Drake, TheWeeknd oder Swae Lee vertreten sind, eine Bridge für den Song „No Bystanders“ bei.
Dieser Erfolg über Nacht ist allerdings nicht komplett ohne Auswirkung an dem Künstler vorbeigezogen. Das merkt man vor allem, wenn man mit ihm über die ganzen Erfolge redet. Dabei gibt er zu, dass er selber nicht ganz genau weiß, wie er sich fühlen soll. Er schätzt es sehr und ist auch glücklich damit, trotzdem kommt ein leichtes Gefühl der Überforderung auf.
Man merkt die Einflüsse von anderen Musikgenres sehr deutlich in Juices Songs. Seiner Ansicht nach sind die größten Unterschiede zwischen ihm und anderen Künstlern, dass er zum einen mehr als Rapmusik macht. Meistens sind die Parts gerappt, aber wenig später gibt es einen Song, der von Black Sabbath inspiriert ist. Zum anderen zeigt er seine Emotionen und legt sie auch klar in den Texten offen. Obwohl er selber noch unfassbar jung ist und einer von vielen Newcomer einer neuen Rapgeneration ist, versucht er anderen Künstlern einiges ans Herz zu legen:
„My advice to everybody is not be scared to try different things. Not to be scared to be creative. Think outside the box! (…) Stay creative and don’t let anybody tell you, what you can and what you can’t do. The world is your canvas.“
Die beiden unnatürlichen Tode von XXXTentacion und Lil Peep haben viele Fans und Künstler getroffen. Während Juice Wrld mit Lil Peep nie im direkten persönlichen Kontakt stand, hat er mit X relativ häufig über Facetime gesprochen. Trotzdem waren beide wie er findet Legenden und haben ihn extrem inspiriert. Er geht sogar so weit und bezeichnet XXXTentacion als 2Pac seiner Generation. Dabei bezieht er sich zum einen auf den Einfluss, den die beiden auf die Szene hatten und die Tatsache, dass beide erschossen wurden. Er widmete Lil Peep und XXXTentacion den Song „Legends“, den er am Tag nach dem Tod von Onfroy (bürgerlicher Name XXXTentacions) veröffentlichte. Die Intention dabei war nach eigener Aussage, die beiden zu ehren und nicht, dass Fans den Track auf musikalischer Ebene mögen oder kritisieren.
Higgins ist nach eigenen Aussagen seit drei oder vier Wochen clean. Trotzdem sind Drogen weiterhin Teil seiner Kunst. Dadurch, dass er aber tatsächlich Marihuana oder Lean konsumiert hat, wirkt es immer noch authentisch. Dabei verharmlost er Drogen in seinen Texten nicht, aber genauso stellt er sie nicht als positiv dar, sondern auf realistische Art und Weise. Er sagt aber auch, dass sie Menschen umbringen, Leben vermasseln oder Familien zerstören können. Dagegen ist Musik auch eine Art positive Droge, die ihm extrem weiterhilft. Juice Wrld findet, dass Musik an sich keine negativen Seiten hat, sie beeinflusst Leute, sie hilft dabei sich gut zu fühlen oder Sachen besser zu verstehen. Also anders als eine richtige Droge ist nichts falsch an Musik.
„It’s a good feeling knowing that I am helping people.“
Er bekommt auch viele Nachrichten von Fans, die ihm schreiben wie sehr er ihnen helfe. Im Gegenzug dazu hilft es ihm, wenn es ihm schwerfällt einen Song zu schreiben, zu wissen dass er Hörern seiner Musik damit auch hilft. Dabei spielt dieser Fakt eine Rolle, aber auch die Meinung, dass alles im Leben wieder zurückkommt. Dementsprechend ist das Aufnehmen und die Veröffentlichung von Songs für ihn auch mehr als nur Musik.
Durch all das wirkt es, als würde Juice Wrld noch eine aussichtsreiche Zukunft bevorstehen. Stay tuned!
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