Sind wir mal ehrlich:
Ja, es war hart.
Es war hart, als sich im Sommer letzten Jahres die Nachricht verbreitete, dass MZEE seine Pforten schließen würde. Rapdeutschland nahm Abschied vom Kultforum, das gerade besonders diskutierfreudigen Usern stets eine Plattform bot.
Ein gutes Jahr später wendet sich das Blatt jedoch: Plötzlich ist MZEE wieder back on the map – nicht als Onlineshop und auch nicht als das Diskussionsforum der Herzen, sondern als reines Deutschrap-Online-Magazin.
Grund genug, die aktuelle Chefredakteurin Lupa zum Gespräch zu bitten und dem Ganzen auf den Grund zu gehen.
Wie entstand die Idee, MZEE.com durch einen Relaunch wieder ins Leben zu
rufen?
Lupa: Ende letzten Jahres haben rappers.in und ich uns nach siebenjähriger Zusammenarbeit im Guten getrennt und ich war mit ein paar Redakteuren auf der Suche nach einem neuen „redaktionellen Zuhause“. Zur gleichen Zeit hat MZEE.com-Geschäftsführer Ralf Kotthoff verkündet, dass es MZEE als Shop nach 2014 nicht mehr geben wird und nicht bekanntgegeben, was er mit der Marke anstellen wird. Ich hatte tatsächlich über drei Monate hinweg Ideen gesammelt, was ich zukünftig im Rapbereich nebenbei machen
möchte und ganz brav alles Mindmap-artig auf ein Plakat gekritzelt. Das Plakat habe ich beim Aufwachen schon gesehen – gruselig, ich weiß – und bin tatsächlich eines Morgens beim Anblick des Plakats so aufgewacht: „Was ist eigentlich mit MZEE?!“ Zehn Minuten später war mein engster Redakteur am Telefon, der auf die Frage keine Anwort hatte, die Idee, mit MZEE zusammenzuarbeiten, aber ziemlich gut fand. Am Nachmittag habe ich dann einen meiner besten Freunde, der in Berlin ansässig ist und Ralf Kotthoff kennt, angeschrieben und dezent nachgefragt, was eigentlich mit MZEE passieren wird. Seine Antwort lautetet in etwa so:“Geil. Du und MZEE, das passt ja wie Arsch auf Eimer, ich ruf‘ mal Ralf an.“ Und dann nahm das Ganze ziemlich schnell seinen Lauf.
Ralf und ich haben uns im Dezember auf einen sechsstündigen Kaffee in Berlin getroffen, ein paar Mal telefoniert und bis März hatte ich dann ein Konzept mit dem Redaktionsteam ausgearbeitet, wie wir uns das alles vorstellen würden. Es war also nicht Ralfs Wunschtraum, dass MZEE ein Deutschrap-Magazin wird – es hat sich einfach nur alles zufällig so gefunden und gut zusammengepasst. Wahrscheinlich war ich nur die erste,die auf ihn zukam und gefragt hat, was er da in Zukunft so vor hat. Im Endeffekt hätte er MZEE aber niemals für immer geschlossen beziehungsweise nur das Forum aufrecht erhalten. Ich glaube, ich kenne ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass es ihn immer in den Fingern gejuckt hätte, wieder etwas Neues aus MZEE zu erschaffen.
Stell doch bitte einmal kurz das Team rund um MZEE.com vor.
Lupa: Das Team besteht aktuell aus dem eben schon erwähnten Geschäftsführer Ralf Kotthoff, mir als Chefredakteurin und 15 festen Redakteuren. Darüber hinaus gibt es momentan elf Leute, die uns nebenbei
unterstützen, beispielsweise Fotografen, Grafiker, Illustratoren oder freie Autoren. Das klingt nach einer ganzen Menge, aber man muss beachten, dass aktuell niemand entlohnt wird und alle das nur aus freien
Stücken, der Leidenschaft zur Szene oder zum Schreiben machen.
Wo liegt der Fokus – was unterscheidet MZEE.com von der Konkurrenz?
Lupa: Grundsätzlich unterscheidet uns natürlich, wie gerade schon erwähnt,dass wir das alle nebenbei und ehrenamtlich machen. Es freut mich, dass wir dauernd mit „den Großen“ verglichen werden, was bestimmt auch allein schon am Namen „MZEE“ liegt. Nichtsdestotrotz machen viele unserer Kollegen das Ganze beruflich und haben somit einfach mehr Zeit, die sie investieren können. Oder anders: Sie haben noch Freizeit. (grinst) Es ist für uns ein unfassbar aufwändiges Hobby, bei dem wir dennoch versuchen, es so professionell wie möglich durchzuziehen. Von Vorteil ist dabei mit Sicherheit aber, dass wir von niemandem abhängig sind. Wir können frei sagen, dass wir ein Album nicht gut finden, ohne Angst zu
haben, dass man uns danach kein Interview mehr gibt und wir somit Klickzahlen verlieren. Es kann uns einfach vollkommen egal sein. Ansonsten ist es unser Grundsatz, gänzlich auf Gossip zu verzichten. Wir
beschränken uns vollständig auf deutschen Rap, statt „ein bisschen“Amirap mitzumachen, nur, um mehr abdecken zu können. Wir haben vorerst keinen Newsbereich und wir möchten uns nicht als Promoplattform für Künstler sehen. Wir haben ein eigenes Newcomer- und ein eigenes Produzenten-Format, weil uns auf beide bisher zu wenig Wert in der Deutschrapszene gelegt wird. Wir haben verschiedene Reportage-Formate,in denen es sich mehr um andere Bereiche der deutschen HipHop-Szene
drehen wird, als einzig allein um Rapper. Es wird ein paar Videoformate geben, die ich so noch nicht gesehen habe und spannend finde – wozu man sagen muss, dass unser Channel gerade noch aufgebaut wird und erst in Kürze verfügbar ist. Es gibt aktuell schon eine Kolumne eines Szeneinsiders namens „Busy Boy Jay“, wir schreiben kurze Kritiken über alles, was uns relevant vorkommt, wir haben ausführliche Textinterviews und, und, und. Was mir aber besonders am Herzen liegt, ist: Wir machen das aus Spaß und jeder, der schreiben kann, was zu sagen hat und sich vorstellen kann, das über Jahre hinweg mitzumachen, kann sich jederzeit gerne bei mir melden. Das ist im Endeffekt der rappers.in-Ursprungsgedanke, den ich immernoch sehr schön finde und gerne weitertragen möchte. Ich verstehe nicht, warum bei anderen Seiten
oft nur wenige Leute „das Recht haben“, die deutschen HipHop-Medien mitzubestimmen.
Worin liegen die großen Unterschiede zwischen MZEE.com heute und
MZEE.com damals?
Lupa: Ganz ehrlich, ich war bis Ende letzten Jahres das letzte Mal mit 16 bei MZEE.com im Forum angemeldet. Natürlich hatte ich das ständig auf dem Schirm und ich kann Dir sagen, dass es gefühlt schon immer ein Forum und nebenbei mal ein Fanzine gab, bis vor kurzem einen Shop und ganz ursprünglich ein Label. Aber wenn Du das ganz detailliert wissen möchtest, dann musst Du mit Ralf sprechen – oder unsere Reportage über die gesamte MZEE.com-Vergangenheit lesen.
Wo siehst du die größten Herausforderungen bezogen auf das Projekt?
Lupa: Ich glaube, dass es gar nicht so einfach, aber möglich ist, ein weiteres Deutschrap-Magazin zu etablieren. Und dass wir dafür unseren Lesern nach und nach aufzeigen müssen, warum wir was genau anders machen, was uns von anderen Magazinen unterscheidet und warum man bei uns vorbeischauen
sollte.
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