Hohe 5 mit dem MS Dockville

Nur noch wenige Wochen und das MS Dockville geht in die neunte Runde. Neben Kunst, Elektro& Indie hat das Elbinselfestival auch für Hip Hop Fans wieder Programm: Errdeka, Prinz Pi oder auch Zugezogen Maskulin geben sich Mitte August das Mikro in die Hand.

Zwischen dem 21. und 23. August verwandelt sich Wilhelmsburg wieder in eine Festivalhochburg. Recht bescheiden fing das ganze 2007 mit 5.000 BesucherInnen an – ein paar Jahre später reist schon ganz Deutschland in die Hansestadt um am Wasser der Musik zu lauschen und gemeinsam zu feiern.
Wir haben die Zeit dazu genutzt den Veranstaltern fünf Fragen zu stellen.

Hip-Hop Künstler rappen oft lange im Untergrund bevor’s ans Eingemachte geht. Auch das MS Dockville hat erst kleine Brötchen gebacken – wie habt ihr den stetigen Erfolg und Publikumszuwachs über die Jahre hinweg erlebt ?

Wir haben das langsame Wachsen als sehr organisch empfunden, sehr viel schöner, als aus dem Boden gestampft etwas ganz Großes zu machen, was einfach unauthentisch wäre. Wir hatten Zeit uns zu entwickeln, unsere Strategie zu finden und auch aus Fehlern zu lernen, ohne, dass sie uns gleich groß angelastet wurden. Viel eher hat das Publikum dies größtenteils als charmant empfunden. Von daher war es für uns eine unglaubliche Bereicherung uns an das Großwerden heranzutasten. Wir durften und dürfen immer noch experimentieren. Das ist ein unglaublicher Luxus.

Wenn man sich das Line-Up durchliest, tauchen auch Hip-Hop Künstler auf. Ist das ein Trend oder habt ihr das Gefühl die „Hip-Hop Schiene“ bedienen zu müssen ?

Natürlich kann man Hip-Hop als Trend begreifen. Dies zu tun, würde aber bedeuten, die lange Geschichte des Hip-Hops außer Betracht zu lassen. So als ob Hip-Hop auf einmal da war. Dies ist natürlich nicht der Fall. Vielmehr hat sich die Präsenz dieser Acts erhöht. In diesem Sinne sehen wir Hip-Hop vielmehr als einen festen Bestandteil der musikalischen Genres, den wir gerne mit dabei haben möchten. Es macht Spaß zu sehen, wie dies auf dem MS DOCKVILLE funktioniert – aber auch schon immer funktioniert hat. Etwa als wir K.I.Z. 2010 im Lineup hatten. Oder 2009 Blumentopf. Die Hip-Hop Geschichte vom MS DOCKVILLE reicht lange zurück.

Was macht eurer Meinung nach den besonderen Reiz des MS Dockville aus ?

Das MSDOCKVILLE ist in vielerlei Hinsicht einmalig. Etwa durch die Nähe zur Stadt: wer mag kann zu Hause oder im Hotel schlafen, oder aber ganz traditionell bei uns auf dem Gelände campen. Dann kommt natürlich das Gelände dazu: der Blick auf unser Wahrzeichen, den Rethespeicher, das Wasser, die Kombination aus Industrie und Natur: das Gelände gibt einfach sehr viel her. Es macht Spaß mit diesen Reizen zu spielen. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in der Bespielung des Geländes und den Bühnen wieder. Es gibt immer etwas zu entdecken, ob nun bekannte Acts oder unbekannte, eine Kunstinstallation hier, eine Performance dort oder aber einen versteckten Ort, wo eine Bar steht, die man all die Jahre zuvor noch nicht wahrgenommen hat. Vieles bleibt gleich und doch ist das MS DOCKVILLE immer anders.

 

„Wir arbeiten sehr daran den Raum für Wilhelmsburg zu öffnen und wissen, dass es eine sensible Gratwanderung ist. Den WilhelmsburgerInnen wurde in der Vergangenheit viel aufoktroyiert. Wir versuchen in unserer Rolle als Veranstalter verantwortlich zu handeln und suchen immer nach neuen Wegen, um den Stadtteil in unsere Arbeit mit einzubinden.“

 

Was genau ist das Artville und inwiefern bereichert es das Festival ?

Das MS ARTVILLE ist die Weiterentwicklung bzw. Fortsetzung des ehemaligen Kunstcamps. Es versteht sich als eine Open Air-Ausstellung und bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Hafenindustrie, kultureller Vielfalt und künstlerischem Underground. Diese interdisziplinäre künstlerische Spielwiese wird in 4 Produktionswochen unterteilt, die in Präsentations- und Veranstaltungswochenenden münden. Der Name „ARTVILLE“ ist dabei sinnstiftend. Erwachsen aus der Reflektion des Austausches mit den KünstlerInnen, ist die Kunststadt ein Thema, das sich auf vielen Ebenen spielen lässt. Im letzten Jahr wurde der Grundstein dieses Kulturraumes gelegt, der in diesem Jahr weiter verdichtet werden soll. Die Kunststadt wird zur Begegnungsstätte und füllt sich mit Leben. Dabei befinden wir uns stets in einem hybriden Raum, im Spannungsfeld zwischen Flüchtigem und Konstantem.

Was gibt das Festival an den Stadtteil Wilhelmsburg zurück ? Gibt es Kooperationen ?

Mit dem elbinselguide sind wir beispielsweise schon seit Jahren verbandelt und durch die soziokulturellen Projekte Daughterville und Lüttville sind wir dauerhaft mit Bildungseinrichtungen und dem Bürgerhaus Wilhelmsburg in Kontakt. Wir haben in diesem Jahr viele Wilhelmsburger Street Art-Künstler vor Ort, eine Kooperation mit smarttravelling und auch für die Festivalproduktion versuchen wir mit möglichst vielen lokalen Dienstleistern zu arbeiten. Wir arbeiten sehr daran den Raum für Wilhelmsburg zu öffnen und wissen, dass es eine sensible Gratwanderung ist. Den WilhelmsburgerInnen wurde in der Vergangenheit viel aufoktroyiert. Wir versuchen in unserer Rolle als Veranstalter verantwortlich zu handeln und suchen immer nach neuen Wegen, um den Stadtteil in unsere Arbeit mit einzubinden.

The following two tabs change content below.
Razer

Erzähl Digger, erzähl

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert