Im Mai veröffentlichte ÉSMaticx ihr Debütalbum „Rot“, jetzt meldet sie sich mit einem neuen Werk zurück. Mit „An die See über Berlin“ präsentierte sie vor fünf Tagen, am 4. November, bereits ihre vierte EP. Bekanntheit erlangte És erstmals durch das Videobattleturnier, kurz VBT, an dem sie 2012 und 2013 teilnahm. Bei ihrem zweiten Versuch erreichte sie das Achtelfinale, in dem sie sich gegen EstA geschlagen geben musste. Seitdem hat sich ÉSMaticx immer weiter von der Battle Rap Thematik gelöst und mit „Rot“ endgültig gezeigt, in welche musikalische Richtung sie sich entwickelt hat. Ihre neue EP beschreibt És mit den Worten: „Ehrlich, abwechslungsreich, deep und sehr rappig“. Wir haben uns mit der Rapperin über die neue Platte unterhalten. Im ersten Teil des Interviews spricht sie rückblickend über ihr Debütalbum „Rot“, die Erwartungshaltung ihrer VBT-Fans und über bisher unveröffentlichte Tracks. Außerdem verrät sie, dass sie ihre eigene Musik nur selten hört und, dass ein zweites Album schon in Planung ist.
Bevor wir über deine kommende EP reden, würde ich gerne auf dein Album zusprechen kommen, da du dieses auch auf der EP oft erwähnst: „Rot“ ist am 27. Mai erschienen. Wenn du auf die Zeit vor und nach Release zurückblickst, gibt es etwas, dass du im Nachhinein anders machen würdest?
Ich war mehr als zufrieden. Das war mein erstes Album, da ist man ja immer noch ein bisschen verliebter glaub ich. Ich hab das Album über zwei Jahre geschrieben und wäre ich mir dann nicht sicher gewesen, wäre auch irgendwas verkehrt. Ich war super sicher dabei, und ich fühle mich auch jetzt, nach einem halben Jahr, immer noch gut dabei. Ich glaube, ich hätte nichts anders gemacht.
Wie zufrieden bist du mit dem Feedback, dass du für „Rot“ bekommen hast?
Ich hab natürlich auch das negative Feedback gelesen, aber letztendlich geht es ja darum meine Fans mit meiner Musik zu überzeugen. Die, die ich jetzt schon habe und die, die eventuell noch dazu kommen. Dass die sich denken „Ok schon wieder ein krasses Projekt, feier ich total“. Und das hat sich ja zu 90 Prozent abgedeckt. Ich glaube besser kann es nicht laufen.
„Rot“ ist dein Debütalbum. Trotzdem kann man nicht sagen, dass es sich um den Startschuss deiner Karriere handelt, weil es mit deinen EPs und deiner VBT-Teilnahme schon viel musikalischen Output von dir gibt. Das erste Album ist aber natürlich nochmal ein größerer Schritt. Wollest du mit „Rot“ zeigen, wohin du dich musikalisch orientiert hast und lässt sich das Album dahingehend als Neustart und eine Art „Befreiungsschlag“ begreifen?
Ja schön, dass dir das aufgefallen ist. Ich fand auch in der Zeit von der ersten VBT-Teilnahme 2012, bis zur letzten EP die rauskam, waren alle noch super vertieft in das VBT. Und für mich war das immer super belastend. Ich hatte gehofft, wenn die „Liegen bleiben“ EP kommt ist das Thema durch.
„Das VBT war für mich im Endeffekt nur ein Ausprobieren.“
War halt ganz nett die Erfahrung zu machen. Letztendlich aber nichts, was mich musikalisch erfüllen würde. Als „Rot“ dann kam, war das wie ein Cut, weil ich mir so viel Zeit genommen habe. Alle haben nach dem VBT den Hype mitgenommen und haben ein Album gebracht. Und ich hab halt gedacht, wenn ich das auch mache, würde ich was machen, was ich eigentlich nicht machen will. Weil VBT-Musik auf einem Album, wäre ein VBT-Album, und das war nicht meine Intention.
Für die Fans scheint es oft schwer zu sein zu akzeptieren, dass ein Künstler, der durchs VBT bekannt geworden ist, musikalisch einen Weg abseits von Battle Rap einschlägt.
Wenn Künstler erwachsen werden und Neues machen wollen, dann musst du dich halt entweder damit anfreunden oder du lässt es. Ich versteh nicht, wieso man Neuem keine Chance gibt.
„Aber das sind halt Rap-Fans, die sind alle so engstirnig und auf dem ‚Nein mach nichts Neues, mach Hip-Hop‘ Trip.“
Wobei du ja immer noch Hip-Hop machst. Hörst du eigentlich deine eigene Musik?
Ich mach meine Musik und wenn sie fertig ist, höre ich sie mir natürlich paar Mal an. Weil du natürlich auch stolz auf deine Sachen bist. Und dann hör ich das zwei Wochen lang durch und danach wird das dann nie wieder angehört. Wenn dann höre ich Songs, die wahrscheinlich nie rauskommen. Songs die ich irgendwann mal aufgenommen hab, richtig rouge Roh-Mixe. Das höre ich manchmal, um so ein kleines bisschen in Erinnerungen zu schwelgen. Meine Musik so höre ich aber nicht, das finde ich seltsam.
Wo du gerade über unveröffentlichte Tracks sprichst: Im Intro der EP sagst du, dass es Tracks wie „Erfolg“ oder „Papier“ nicht aufs Album geschafft haben. Wirst du diese Tracks dennoch irgendwann veröffentlichen?
„Erfolg“ und „Papier“ finde ich super stark von mir. Vielleicht mache ich irgendwann „Liegen bleiben“ Part zwei, mit fünf bis sechs bisher unveröffentlichten Tracks. Kann man nie wissen, aber die Möglichkeit ist da.
Genug zum Album, immerhin stehst du mit einem neuen Projekt in den Startlöchern: „An die See über Berlin“. Wenn du an die Tracks auf der EP denkst, an die Texte, den Entstehungsprozess und deine Erwartungshaltung, welche 5 Worte würdest du nennen, um „An die See über Berlin“ zu beschreiben?
Auf jeden Fall ehrlich, abwechslungsreich, ein kleines bisschen deep angehaucht und auf jeden Fall sehr rappig. Rappiger als das Album zum Beispiel. Ein fünfter Begriff fällt mir gerade nicht ein.
Stand der Titel von Anfang an oder hast du dir den überlegt, als die EP fertig war?
Ich hab erst die EP geschrieben und dann hab ich mir Gedanken über den Titel gemacht. Anfang des Jahres war ja das ganze Tohuwabohu mit dem Album, da bin ich immer wieder nach Berlin gefahren. Ich habe Anfang des Jahres einen Urlaub an die Nordsee geplant und habe mich das ganze Jahr darauf gefreut. Ich hab so oft darauf hin gefiebert, einfach an die See zu fahren und wieder zu chillen und Spaß zu haben, musste aber vorher immer wieder nach Berlin. Und dann dachte ich an „An die See über Berlin“, weil ich einfach immer wieder an irgendwas arbeiten musste und am Ende aber trotzdem den Sommer voll geil an der See verbracht habe.
Wie lange hast du an der EP gearbeitet?
Ungefähr drei bis vier Monate.
Im zweiten Teil des Interviews, sprechen wir mit ÉSMaticx über die einzelnen Tracks der EP. Dabei geht es unter Anderem um den Egoland Deal, Money Boy, Cro, „Palmen aus Plastik“ und Fans, die immer den neusten Trends hinterherlaufen. Dabei verrät sie, welche deutschen Rapper sie privat hört und weswegen sie manchmal Zukunftsängste hat. Den „Track by Track“ Artikel findet ihr ab hier.
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