Dilated People (aus BACKSPIN Mag #114)

Die Studiotür der Dilated Peoples stand lange genug offen. Hier und da sind sie auf der Bühne gestanden oder ! als Soundsystem unterwegs gewesen. Jedes einzelne Mitglied hat sich nach einem solchen kollektiven Aufbruch wieder ganz schnell daheim in sein Kämmerchen verkrochen, um an seinen Soloprojekten zu arbeiten. Evidence kam dabei am besten weg. Als Produzent und Wortakrobat vereint er zwei außergewöhnliche Talente in einem. Das verleitet Außenstehende schnell zu der Annahme, Rakaa und Babu hätten den Anschluss verpasst, wenn man Evidences Erfolg betrachtet. Was Außenstehende nicht wissen können: Die Gruppe trägt schon seit mindestens zwei Jahren ein Album im Kopf mit sich herum. Die Dilated Peoples waren allerdings noch nie dafür bekannt, ins Studio zu gehen, halbe Sachen zu machen, um sich dann wieder dem Tagesgeschäft zu widmen, als wäre nichts gewesen. Wenn die Dilated Peoples ins Studio gehen, dann steigt süßlicher Qualm auf und die Köpfe brüten. Heraus kommt dann meist etwas Langlebiges und Intensives. Dafür nehmen sie sich aber auch immer die Zeit, diesen einen Augenblick abzupassen, an dem die Atmosphäre stimmt, und alle im Studio versammelten auch wirklich bei der Sache sind. Es war wieder einmal so weit. Auf ihrer letzten Europatournee haben die Dilated Peoples freudestrahlend verkündet, dass die „Directors of Photography“ ihre Aufnahmen
fertig hätten und nun auf eine Veröffentlichung derselben durch Rhymesayers Entertainment warten würden.
Bis auf einen anderen Labelstempel auf dem Umschlag und ein paar Jänner mehr auf dem Buckel warte aber nichts Neues. „Wir machen immer das, was wir gerade für angebracht halten“, antwortet Rakaa mit überraschtem Blick auf die Frage, was an „Directors of Photography“ anders wäre. „Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.“ Er fällt in seine gewohnt entspannte Haltung zurück. Also, Momentaufnahmen der drei in ihrer Zeit und in ihrer eigenen Welt. Der Hinweis, dass Alchemist, Evidence und Babu die Klangkulisse zeichnen, ist vermutlich überflüssig. ! Interessant wäre vielleicht ein Hinweis auf ihre Mitstreiter, die sich Diamond D, Premo, 9th Wonder, Oh No oder Sid Roams nennen. Andere erschienen verbal zu der Aufnahme. Sie nennen sich Gangrene, Fashawn, Vince Staples oder Sick Jacken. Beim Zusammentreffen des Dilated-Expansionsteams kam es wohl zu noch weiteren Wortmeldungen. Weil den Dilated Peoples die Puste ausging? Nein, weil sie eine riesige Gruppenaufnahme wie Rakaas „Ambassador Slang“ geknipst haben.

Text: Sascha Weigelt 

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