Beatcorner 2.0 Oktober 2015

Praise PoemsVarious – Praise Poems II

Label: Tramp Records

Format: Vinyl / CD / Digital

Kleine Labels wie Tramp Records aus München versuchen durch Leidenschaft und Akribie seit Jahren ihren Auftrag zu erfüllen: Kampf dem Mainstreameinheitsbrei! Dabei diggt man hier weltweit tief und präsentiert immer wieder spannende Konzepte bei Compilations. Die neuste Reihe trägt den Namen „Praise Poems“ und konnte auf Vol.1 mit jazzigen Rare Groovern überzeugen. Die zweite Ausgabe folgt nun im Herbst und ist inhaltlich wie einen warme Decke und ein heißer Tee für die schmuddeligen Tage. Hier gibt es erneut verloren geglaubte, großartige Seltenheiten der Prägung obskur und soulful. Wundervoll schräg und kantig kommen kleine Meisterwerke wie das Jazz-Samba-Stück „Fly Away“ von Abraham Battat oder Portis Brothers Version von „Summer Love“ neben mysteriösen Jazzfunk-Perlen wie „Scratch my back“ von den Soul Scratchers oder über alles erhabene Civilrights-Goldstück „In a strange strange land“ von Bobby Boyd. Da haben Tobi Kirmayer und seine Mannen mal wieder alles gegeben und alles erreicht! Top Notch!

Dam Funk Cover

Dām-Funk – Invite the light

Label: Stones Throw

Format: Vinyl

Die ersten beiden Auskopplungen haben bereits im Sommer für mächtig Wirbel gesorgt und die Vorfreude auf das neue Epos des Cali-Funkmasters ins Unermessliche steigen lassen. Dabei überraschte er mit einer Kollaboration mit aus Watts/L.A. stammenden Leon Sylvers, der mit der Gruppe The Sylvers in 1970ern dem Disco eine funkige Note und einige Hits gab. Mit „Invite The Light“ gibt es nun das zweite Soloalbum was sechs Jahre auf sich warten ließ. Darauf missioniert er natürlich weiterhin den Funk, die Retrospektiv und Weiterentwicklung auf seine detailverliebte und präzise Art. Der Multiinstrumentalist, Sänger, Komponist und Produzent von der Westküste holte sich dafür überraschende Gäste ins Boot. Da wäre der selbstzerstörerische Avantgarde-Musiker Ariel Pink, der Funkgott Junie Morrison (Ohio Players), die freigeistige female Rap-Künstlerin und Kanye-Freundin Kid Sister, Kumpel Snoop, sowie der ewig gute und aufklärerische Q-Tip (ATCQ). Der Genremissionars und bekennende Vinyl-Liebhaber lässt auf der 3-fach-LP keine Wünsche offen, weil er hörbar George Clinton studiert hat, Disco lieben kann und gleichzeitig dem Ganzen eine psychodelische Note geben kann. Dieser Mann liebt
und lebt den Funk einfach in jeder Note seiner Musik. An jenem Punkt, an dem Labelmate Mayer Hawthrone mit Tuxedo auf Albumlänge dann doch etwas beliebig und cheesy wurde, macht Dam Funk dann erst richtig Dampf. Epos again!

Su KramerSu Kramer – Weisser Sand

Label: Mocambo

Format: Vinyl

Die Ansage trauen sich wenige Labels zu: Analoge Veröffentlichung ONLY – KEIN DOWNLOAD. Der Liebhaber weiß: Manches sollte man auch wirklich auf Platte hören um es zu fühlen – und nicht als MP3. Das hat das norddeutsche Label Mocambo mit diesem Release angestrebt. „Weisser Sand“ ist soetwas wie der Heilige Gral des europäischen Rare Grooves. Aufgenommen wurde das Teil für eine Pop-Oper namens TRIP Anfang der 70er in Wien. Telefunken veröffentlichte damals ein nur sehr limitierte Auflage und so wurde dieses Stück schnell zu einem sehr gesuchten Stück. Mocambo gruben nach dem österreichischen Mastertape und nahmen sich dem Werk an. Internationale 45-Heroes wie z.B Florian Keller erkannten früh, das Potential des deutschsprachigen Brettes und setzten damit die Tanzenflächen in Verzückung und auch in Verwirrung: Ein knackiges Stück Uptempo-Funk mit deutschen Gesang? Ja. Mensch! Lasst euch drauf ein. Udo Lindenberg und Klaus Doldinger machten auch so Sachen – ihr müsst nur danach suchen! Hildegard Knef zu samplen, das hatten wir ja schon. Deutscher Funk braucht noch etwas. Bis dahin sollte man Su Kramer WahWah-Hit auflegen.

Bobby HutchersonBobby Hutcherson / Greg Wilson Orchestra – Brother Rap / California Soul

Label: Blue Note

Format: Vinyl

Kaum eine Soul/Funk/Oldschool-Party kommt ohne den Hit „California Soul“ aus. Der Song, geschmettert von Marlena Shaw, gehört zu den unangefochtenen Sure-Shots auf solch einer Nischenparty. Eine ruhigerer, nicht minder schöne Version nahm Greg Wilson 1968 über das World Pacific Jazz Label auf. Dieses verspiele Stück Souljazz ist bereits 1985 und 1998 als 7inch über das Kultlabel Blue Note wiederveröffentlicht worden. Die A-Seite ist ein poldernder Jazzfunk-Smash aus der Feder von James Brown. „Brother Rap“, interpretiert von Bobby Hutcherson. Zwei Classics, eine Scheibe. Dig this!

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Phonk Ribery aka Peter Parker aka Peter Piper aka Phonk Sinatra aka Phonky Balboa schreibt seit über 15 Jahren über Musik. Er war u.a. tätig für das Uptown Strut Magazin, The Message, die Badische Zeitung, das Subculture Mag oder die Juice. Er ist Vinylist, Sammler, Schreiber, Plattenleger und seit einigen Jahren für die Kolumne Beatcorner in der Backspin zuständig. Neuigkeiten ballert er über www.1beat.de in die Blogosphäre. Hier und da sieht man ihn zwischen Straßburg, Basel, München, Köln und Freiburg auch an den 1210ern mit geschmackvollen Tunes zwischen Funk, Afro, Latin Grooves, Reggae, HipHop und viel Soul, wenn er nicht gerade Partys mit DJ-Legenden wie Marc Hype, DJ Lifeforce oder DJ Friction organisiert. Was ihn garnicht stört ist, dass man ihn als "Oldschool" beschimpft weil er Bücher, Printmagazine, guten Wein und Vinyl lieber mag, als Mp3s, Flatrate-Saufen und E-Books. Everybody, Mazeltov!

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