Anfang November 2016, Columbiahalle Berlin: Kontra K lädt ein. Der Four-Music Künstler spielt heute Abend den letzten Stop seiner „Labyrinth“-Tour, mit der er in Deutschland, Österreich und der Schweiz gastierte. Die meisten Hallen, wie auch die Columbia-Halle in Berlin heute Abend sind ausverkauft. Nicht sehr verwunderlich, wenn man bedenkt, dass auch das betreffende fünfte Soloalbum des Berliners direkt auf Platz 1 der deutschen Charts einstieg. Ein Nebeneffekt, der wohl auch Einzug hält, wenn sich die Zielgruppe erweitert, ist die Wandlung der Fanbase. Wo vor einigen Jahren noch hauptsächlich Männer vertreten waren, die Kontra zumindest optisch nachzueifern schienen, trifft man heute Abend in Berlin auf sehr, wirklich sehr viele junge Mädchen in Loyal-Merchandise. Nachdem alle Fans erfolgreich in die Halle geleitet wurden, eröffnet Bausa ziemlich pünktlich das Programm. Erstaunlich ist die Selbstsicherheit, mit der er die Bühne vor 3.500 Fans einnimmt und seine Show abliefert. Nach nur wenigen Minuten sind die Fans nicht nur voller Vorfreude auf Kontra K, sondern auch auf Bausas Seite. Verständlich, wenn man bedenkt, dass er mit emotionalen Inhalten und bildhafter Sprache eine doch recht ähnliche Zielgruppe anspricht. Mit einer Kombination aus deepen Tracks (,mit denen sich wohl hauptsächlich die weibliche Mehrheit identifizieren kann,) und Trap-Nummern, die Energie in die Performance bringen, liefert Bausa souverän ab. Schade, dass der Support-Slot aber auch relativ schnell um ist und die ersten Gäste der „Kontra K & Friends“ Show auf die Bühne kommen. Hier sei kurz erwähnt, dass der Titel fast etwas hochgegriffen ist, da die „Friends“ lediglich aus Kontras DePeKa-Truppe Fatal und Rico bestehen. Obwohl es erfrischend ist, die beiden endlich einmal als Solokünstler erleben zu können, wird die Freude direkt wieder ein wenig gesenkt, als Fatal nur wenige Minuten und ein paar signierten Tischtennisbällen für das Publikum später die Bühne wieder verlässt. Rico hingegen bleibt schon einen Moment länger und gibt eine erste Hörprobe aus seiner kommenden EP zum Besten. Dennoch zeichnet sich der Kontrast aus Fatals Straßenrap und Ricos Gesang-lastiger Performance schön ab. Ein weiterer Wermutstropfen: Es gibt tatsächlich keine Spur von Skinny Al, womit der Kreis um DePeKa nicht geschlossen wird.
Egal, wie gut Support und Gäste abgeliefert haben – als das Licht nach kurzen Umbauarbeiten gedimmt wird und Kontra K wenige Minuten später die Bühne betritt, kommt das angewärmte Publikum erst richtig in Fahrt. Mit einem mystischen Schattenspiel zu Beginn und einem imposanten Bühnenbild ist die Inszenierung des Mainacts dann perfekt. Eröffnet mit „Nie wieder“, spielt sich der Berliner quer durch die „Layrinth“-Tracklist und garniert die Setlist hier und dort mit den beliebtesten Anspielstationen seiner Vorgänger-Alben. Besonders, wenn man oft Rap-Konzerte besucht, fällt auf, was für eine unheimliche Kondition Kontra K beweist. Nur logisch, dass aktives Kickboxen als netten Nebeneffekt auch reichlich Ausdauer mit sich bringt. Dennoch ist es ausgesprochen angenehm, einen Künstler zu erleben, der eine knapp anderthalbstündige Show durchspielt und an keiner Stelle an Energie verliert. Ähnlich energiegeladen scheint auch das Publikum, zumindest habe ich selten so stimmgewaltige Chöre singen hören wie an diesem Abend in der Columbia-Halle. Hits wie „Adrenalin“, deren Wirkung mit Konfetti-Schlagen untermalt werden, stellen die musikalischen Highlights des Abends dar.
Das optische Highlight hingegen für den weiblichen Teil des Publikums ist wohl der Moment, als die Show sich langsam dem Ende neigt und Kontra sich dazu entscheidet, sein T-Shirt auszuziehen. Schlussendlich lässt sich festhalten, dass Kontra K ein geborener Live-Künstler ist und glücklicherweise und offensichtlich genügend Fans, die es ihm gebührend danken. Jetzt heißt es nur, den Winter überstehen und sich bloß schnell Tickets für das „Labyrinth“ Open Air 2017 sichern.
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