Cap Kendricks über die Kraft von Musik, Melting Pot Music und „Keepsakes“

Bild: Julian Dannoura

BACKSPIN SPOTLIGHT

Name: Cap Kendricks
Alter: Too young to die.
Wohnort: Minga
Aktiv seit: …vielen Jahren. Erste richtige Veröffentlichung kam 2011.
Favorite Breaks: Detroit Emeralds„You’re Getting A Little Too Smart“ (weil so Hip Hop)
Favorite Hip-Hop Song: Viele
Favorite Non-Hip-Hop Song: Noch viele mehr
Favorite Hip-Hop-Produzent: Alle von A wie Alchemist – Z wie Zaytoven. Also sehr viele.
Favorite Non-Hip-Hop Produzent: Die, die hinten auf den Platten stehen, die ich sample.
Aktuelle Projekte: „Keepsakes“, „Ikigai“ von LUX, und eine EP Trilogie von Roceasy

Am 20. April veröffentlichte der Münchener Produzent Cap Kendricks sein neues Album „Keepsakes„, eine persönliche Sammlung seiner Erinnerungen. Mehr über seinen Bezug zu Hip-Hop, dem Entstehen des Releases und seine Zukunftspläne erfahrt ihr hier im BACKSPIN SPOTLIGHT.

Wie hat das mit Hip-Hop und dir angefangen? Welcher Sound begleitet dich seit Tag Eins?
Ich bin recht früh mit Hip-Hop in Kontakt gekommen, so mit 10 Jahren. Angefangen hat es mit Breakdance. Dann kam Graffiti und Rap und zum Schluss das Beats machen. Ich hab alles ausprobiert. Richtig Hip Hop. Mit wenigen Mitteln, was Eigenes erschschaffen. Das hat mich fasziniert. Auch das ganze Crew Ding war für mich immer sehr wichtig.

Bei uns Zuhause wurde immer viel Musik gehört. Da war alles mögliche dabei: Rio Reiser, Deutschrapsachen oder Afrobeat von Fela Kuti.

Ich habe dann erstmal viel Deutschrap gehört, weil es zu der Zeit – auch wegen der Sprache – zugänglicher für mich war. Das erste Dynamite Deluxe Album war da gerade draußen, die ersten KKS Sachen. Über die Jahre habe ich dann angefangen mir alles anzuhören, was irgendwas mit Rap zu tun hatte. Eastcoast, G-Funk, Memphis Sound. Dann kam viel Soul und Jazz. Am meisten hat mich bis heute die Soundästhetik aus der Golden Era der 90er gecatcht. Der organische Sample Sound, Plattenknistern, Drum Breaks. Dafür schlägt einfach mein Herz. Beats waren mir schon immer sehr wichtig. Musik die ich mag muss immer irgendwie Soul haben.

Wann und wie bist du zum Produzieren gekommen?

Ich weiß nicht, ob man das schon produzieren nennen konnte, aber erstmal hat es mit einer Demo Version von eJay angefangen. Dann so mit 15 habe  ich von einem Kumpel eine gecrackte Version von Fruity Loops bekommen. Zu der Zeit sind wir immer in einer großen Crew zusammen rumgehangen, haben gerappt, gemalt, Beats gebaut oder irgendwelchen Blödsinn gemacht. Bei mir hat sich dann einfach das Produzieren herauskristallisiert. Musik machen ist für mich wie eine Sucht. Sobald ich ein paar Tage nichts gemacht habe, werde ich unruhig.

Was unterscheidet im wesentlichen die Arbeit an einem Album und dem Arbeiten an einzelnen Instrumentals?

Meistens setze ich mich einfach hin und mache Beats, ohne an ein bestimmtes Projekt zu denken. Während dem Machen merke ich dann meistens ganz schnell, ob es ein Beat für ein Albumprojekt ist. Wenn ich dann ein paar Sachen gesammelt habe, baue ich darauf auf und überlege mir ein Konzept.
Für mich ist es wichtig, dass die Songs auf einem Album irgendwie zusammenhängen. Ich versuche mir oft eine Art Geschichte zu überlegen, die das ganze zusammenhält. Dadurch kann ich dann konkreter an neuen Songs für das Album arbeiten. Natürlich sollte es auch ein stimmiges Gesamtklangbild haben. Bei einzelnen Beats ist man da natürlich freier. 

Du kommst aus München veröffentlichst aber über ein Kölner Label. Wie kam es dazu? Vor dem Hintergrund, dass du in der Vergangenheit auch schon Releases bewusst solo veröffentlicht hast.

Ich wollte bei „Keepsakes“ gerne mit einem Label zusammenarbeiten und bin einfach mal meine Kontakte durchgegangen. Olski (Anm.: Label-Chef von Melting Pot Music) hat die Platte sehr gut gefallen und hat mich gefragt, ob wir das Ding gemeinsam auf die Beine stellen. Was mich natürlich sehr gefreut hat. Die Labels und Strukturen in München, vor allem im Instrumental-Hip-Hop Bereich, sind sehr überschaubar und ich wollte schon, dass das Album mal ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bekommt. MPM hat sich da sehr gut angeboten. Die haben einfach viel Erfahrung in dem Bereich und auch maßgeblich zum Erfolg von vielen Produzenten beigetragen, von denen ich auch großer Fan bin.

…zum Beispiel?

Die „Hi-Hat-Club“ – Reihe hat mich auf jeden Fall damals dazu inspiriert selbst Instrumental Platten zu machen. Deshalb ist es für mich natürlich eine besondere Ehre auf so einem Label zu veröffentlichen. So jetzt aber genug Pathos. (lacht)

Wie seid ihr auf die Idee zu dem Musikvideo zu „No Ice“ gekommen?

Wir haben eine Flasche Cognac getrunken und haben dann sofort angefangen zu drehen. Nein Spaß, wir haben natürlich sehr hart gearbeitet. An dieser Stelle mal großes Lob an Easyorange. Das sind fünf super Jungs, die echt alle sehr gut in ihrem jeweiligen Bereich sind. Und natürlich auch großen Dank an all die anderen, die am Video beteiligt waren. Wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß. Durch das Vocal Sample „I like my Hennessy straight in a glass, no ice“ war die Richtung ja schon vorgegeben. Wichtig war einfach die Stimmung des Instrumentals einzufangen und wir wollten eine kurze Geschichte erzählen.

Was versteckt sich hinter dem Titel des Albums?

„Keepsakes“ bedeutet Andenken oder Souvenir. Das Album ist für mich eine Ansammlung von Erinnerungen. Jeder Song ist quasi mit einer Erinnerung in meinem Leben verknüpft. Manchmal ist es auch nur ein bestimmtes Gefühl, oder ein Ort. Ganz egal, ob positiv oder negativ.

Quasi die Verknüpfung von Musik und Erinnerung.

Bei Alzheimer-Patienten gibt es den Effekt auch oft, dass sie sich wieder an etwas Vergessenes erinnern können, wenn sie einen bestimmten Lied oder Geräusch hören. Ich finde dadurch sieht man was für ein Kraft Musik haben kann. Vielleicht wird ja einer der Beats auf dem Album, auch für einen anderen Menschen, genau so ein besonderer Song. Das fände ich schön. Und wenn nicht, bleiben sie auf jeden Fall meine eigenen „Keepsakes“.

Hast du bereits Pläne für die Zukunft?

Musikalisch gesehen möchte ich mehr mit Sängern und Sängerinnen arbeiten. Da bin ich gerade auch schon an einem Projekt dran. Das macht mir gerade sehr viel Spaß. Irgendwie fühle ich mich da musikalisch gerade sehr frei. Was aber nicht heißt, dass ich nicht auch schon wieder an einigen Rap-Projekten arbeiten würde. Ein nächstes kleines Instrumental Projekt ist auch schon in der Mache. Es wird in nächster Zeit also sehr viel neue Musik von mir zu hören geben.

Worauf freust du dich aktuell am meisten?

Jetzt dann endlich, die „Keepsakes“ Vinyl in den Händen zu halten. Das ist immer ein sehr schönes Gefühl. Da fällt dann einiges an Druck ab. Es ist ist doch immer ein längerer Weg dorthin, als man am Anfang denkt. Dann freue ich mich natürlich Live unterwegs zu sein und wieder mehr Zeit für neue Projekte zu haben.

Und dann geht es eh schon wieder alles von vorne los. Hoffentlich.

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Moin! Aachener, der irgendwas mit Medien macht, ungern über sich in der Dritten Person schreibt und fest zu BACKSPIN gehört. Kopf ist kaputt, aber Beitrag is nice, wa.
Razer

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