4Two7 Stille Kraft der Bay Area (aus BACKSPIN Mag #114)

4Two7 ist ein versteckter Impulsgeber für den Hip-Hop der Bay Area. Mit seiner Gruppe Mixed Practice und solo unter dem Künstlernamen Eclipse 427 hat er 1995 aufgezeigt, wie Musik klingen muss, damit sie erfolgreich auf der Straße verkauft werden kann. Zur Jahrtausendwende stand 4Two7 hinter dem Erfolg zahlreicher Backpack-Rapper wie Planet Asia, Zion I und Murs. Das Ende der Backpack-Dekade und auch persönliche Schicksalsschläge haben ihn nicht aus der Bahn geworfen. Er ließ sich einen Tumor aus dem Kopf schneiden und trat selbst wieder als Künstler auf die Bühne. 4Two7 ist jemand, der weiß, wie Musik funktioniert und was ein Künstler alles mitbringen muss, um marktfähig zu sein. Das Multitalent hat bereits seine europäischen Netzwerke aktiviert und neue Ideen entwickelt.

Wer bist du, und wofür stehst du?

Ich bin 4Two7 alias Eclipse 427 alias Walt Liquor. Fast zwei Jahrzehnte war ich eine stille Kraft im Hip-Hop der Bay Area und der gesamten Westküste. Viele kennen mich durch die Talente, die ich vertreten, produziert und vertrieben habe: Planet Asia und die Cali Agents, Mystic, Jake One, Zion I, Supa Dave West, Flii Stylz, Kemetic Suns, Murs, The Grouch, Aesop Rock, Mystik Journeymen, Kirby Dominant, die Triple Threat DJs und noch viele mehr. Als Teenager habe ich selbst unter dem Namen Eclipse 427 gerappt und produziert.

Wie ist deine Karriere in der Musikindustrie bisher verlaufen?
Mit zwölf Jahren begann ich als DJ. Ich veranstaltete meine ersten Schulpartys und stand mit 15 Jahren in den Clubs. Von meinen Ersparnissen habe ich mir eine Vierspur-Bandmaschine und einen ASR-10 zugelegt. Damit begann ich zu produzieren, was ich wiederum in diversen Studiopraktika lernte. Irgendwann hatte ich mein kleines 24-Spur-ADAT-Studio, aus dem viele Aufnahmen der damaligen Zeit kamen. Gleichzeitig habe ich bei TRC gearbeitet, einem Exklusivvertrieb in San Francisco. Nu Gruv Alliance kamen aus dem gleichen Gebäudekomplex. Ich wollte fragen, ob sie meine „Power“-EP vertreiben würden, und bekam stattdessen einen Arbeitsvertrag in die Hand gedrückt. Peanut Butter Wolf hatte nämlich seinen Vertriebsposten gekündigt. Also traf ich Rasco und andere, um ihre Platten im In- und Ausland anzubieten. Ich war derjenige, der ihre Musik auf dem Globus verteilt hat.

Und danach? Wie ging es weiter?

Dann wurde ich Manager. Durch meine Musik habe ich gelernt, was ein Künstler braucht. Ich nahm kaufmännischen Unterricht und glänzte bei Verhandlungen mit Fähigkeiten, die niemand von mir erwartete. Aus diesem Grund überredete mich Planet Asia, sein Manager zu werden. Also schob ich meine eigenen Ideen nach hinten und zog andere Talente nach vorn. Dazu hatte ich drei Firmen: Hype Agency, Bat und Liquor Barrel Management. Heute trifft man mich wieder als 4Two7, nachdem mein Gewerbe in den letzten fünf Jahren etwas eingestaubt ist. Ich präsentiere neue Talente über mein Management und den Verlag.

Warst du also eher Schreibtischtäter als Hustler an der Straßenecke?

Ich habe von allem etwas gemacht. Ich war einer der ersten, der für fünf Dollar seine Kassetten verkauft hat, lernte aber auch schnell, dass es einen Vertrieb braucht, um ein größeres Publikum zu erreichen.

 

The following two tabs change content below.

Seiten: 1 2 3 4

Razer

Erzähl Digger, erzähl

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert