Nicht mehr lange und die
Millerntor Gallery im
FC Sankt Pauli Stadion geht bereits in die fünfte Runde. In diesem Jahr gibt es neben Kunst und Kultur auch wieder jede Menge Musik auf die Ohren- und da steckt ziemlich viel Hip- Hop drin.
Die Millerntor Gallery ist das internationale urbane Kunst-, Musik- und Kulturfestival für kreatives Engagement. Initiiert von Viva con Agua und dem FC Sankt Pauli, ist sie zugleich eine soziale Kunstgalerie und ein Kulturfestival im Millerntor-Stadion.
Die universellen Sprachen Kunst, Musik und Fußball- an 5 Tagen im Jahr wird das Stadion zu einer Plattform für Dialoge und Austausch, auf lokaler sowie auf internationaler und interkultureller Ebene.
Thema des diesjährigen Kunst-, Musik- und Kulturfestivals vom 2. bis 5. Juli 2015 ist „Unfamiliar“ – das Potenzial der Perspektiven. Mit den Erlösen des Kulturfestivals fördert Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. weltweite Trinkwasserprojekte, den Bau sanitärer Anlagen sowie Projekte zur Hygiene-Sensibilisierung. Hier geht es zur Veranstaltung auf Facebook.
In diesem Jahr werden Bebe Cool, Megaloh, Nico Suave, Ohrbooten & Projekt Dung, Abramz, Eljot Quent, Thank you George, Melanie Wharton, Ohrenfeindt, Rudy, Echorev, Miss NatNat, Anastasija Cvetkova, DJ MAD, DJ Rita, Youlaike, DJ Clingony und From Here to Funk auf der Bühne stehen.
Da ist doch mal wieder einiges geboten in Hamburg- und wir wollten da noch ein bisschen mehr wissen- über die Millerntor Gallery. Wir sprachen mit Viva con Agua Mitgründer Michael Fritz sowie mit den Projekt- Heads der Millerntor Gallery Anna Lafrentz und Pascal Martin darüber, was den Zuschauer erwartet, wie die MG eigentlich entstanden ist und natürlich über das Programm.
Habt ihr Bock aktiv zu werden? Dann klickt doch mal
hier.
Jetzt bleibt nur noch viel Spaß zu wünschen- wir sehen uns dann im Stadion Freunde. Lets GO!
Bereits das 5. Mal findet die Millerntor Gallery nun im FC ST. Pauli Stadion statt. Erinnert euch mal an das erste Jahr. Wie waren die Anfänge? Was sind die Unterschiede zu der 5. MG?
MICHAEL Fritz: Entstanden ist das Ganze ja wie folgt: Henning Heide, Hamburger Fotograf und auch Ultra St. Pauli Supporter, der Viva con Agua schon lange im Herzen trägt, unterstützt und auch in Äthiopien war, hat mir vor viereinhalb Jahren die Bilder vom „Alten Stamm“ gezeigt. Im „Alten Stamm“ sind die über 70- und 80-Jährigen des Fußballvereins versammelt, allesamt ehemalige Spieler und Unterstützer. Als ich die Bilder sah, dachte ich, die müssten doch eigentlich im Stadion hängen, als tolle Metapher für die Verbindung und Wertschätzung zwischen Alt und Jung.
Die Aufgabe von Viva con Agua ist es Brunnen zu bauen, beziehungsweise Trinkwasserprojekte zu unterstützen und die Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren, aber eigentlich eben nicht klassisch Kunst in Stadien zu zeigen. Um dies dennoch zu realisieren, hieß Geld und Unterstützer dafür zu gewinnen. Daraufhin haben wir einen Unterstützer vom FC St. Pauli gefragt. Dieser hat sofort zugesagt, mit den Worten: „Ja, klar. Das unterstütze ich gerne!“
Dann hatten wir quasi die Porträt-Fotografien vom „Alten Stamm“ am Start und die Idee diese ins Stadion zu hängen. In dem Zusammenhang fiel uns der Künstler Rebelzer ein, wir holten ihn ins Boot und machten aus der Ausstellung eine Art Galerie. Denn seine Themen passen ganz gut. Jedoch hatten wir keinen wirklichen Plan, Kunst angemessen auszustellen. Das heißt, wir haben in dieses Projekt richtig viel Arbeit gesteckt und über vier Wochen daran gewerkelt. Zumal für uns dieser Bereich ein artfremder ist.
Es geht darum, Räume neu zu denken und zu kreieren, um so daraus eine Kunstgalerie zu machen. Man setzt sich dann auf einmal mit Sound, Lichtkonzept und Hängungs-Problemen auseinander. Mit der ersten Veranstaltung haben wir ungefähr 1.000 Euro eingenommen. Dahinter stehen die Künstler und acht Leute, die vier Wochen geackert haben. Also im ersten Jahr keine Sache, die sich finanziell bezahlt macht.
Im letzten Jahr hingegen hatten wir 90.000 Euro plus. Das deckt allerdings bei Weitem noch nicht den Umfang an Ressourcen, der reingesteckt wird. Wenn du mich nach dem schönsten Kunstwerk fragst, dann kann ich sagen, dass jedes Jahr für mich eigentlich das Gesamtprojekt das wahre Kunstwerk ist. Das alles so klappt ist allen Mitwirkenden zu verdanken. Das sind 100 Ehrenamtliche, 100 Künstler und 50 Musiker. Letztes Jahr hatten wir 12.500 Zuschauer. Das heißt, jeder ist Teil des Gesamten und muss dafür, dass es funktioniert auch mal sein eigenes Ego und die eigenen Bedürfnisse runterfahren.
Das diesjährige Thema ist „Unfamiliar“. Was können die Besucher sich darunter vorstellen? Wie kamt ihr auf diese Idee?
ANNA Lafrentz: Das Thema der Millerntor Gallery #5 ist „unfamiliar“ – ebenso „ungewohnt“ wie die Millerntor Gallery an sich ist. Sie ist eine Galerie, ein Kunstraum und ein Kulturfestival in einem Fußballstadion – und das alles, um Menschen zu gesellschaftlicher Teilhabe zu inspirieren und zu verbinden. Wir kamen auf das Thema, da es allgegenwärtig ist. Tagtäglich sind wir mit „Fremdem“ konfrontiert, mit Unbekanntem. Häufig wird dies zur Herausforderung. Und gipfelt aktuell sogar in einer Diskussion, die getrieben wird von einer „Angst vor Überfremdung“. Es geht um Angst vor dem, was man nicht kennt, Angst vor etwas, das man vielleicht nicht mag, oder Angst davor, dass andere Menschen mit den Dingen einfach anders umgehen.
Unser Terminkalender lässt wenig Platz für den Mut sich mit Neuem zu befassen. Und genau da setzt die diesjährige Millerntor Gallery an. Wir wollen Neugier wecken und soziale Themen ansprechen. Der Untertitel „das Potenzial der Perspektiven“ verrät schon was wir mit den Besuchern vorhaben: jede Menge Möglichkeiten die eigene Sichtweise zu hinterfragen und einen neuen Blickwinkel einzunehmen. Wir hoffen durch diese Ausstellung Neu- und Andersartigkeit durch den Perspektivwechsel erlebbar zu machen und das Auge und das Herz zu öffnen – für neue Sichtweisen. Dabei positionieren wir uns auch ganz klar für Weltoffenheit und ein gemeinschaftliches Miteinander. Über die ästhetische Erfahrung werden Impulse und Inspiration zu gesellschaftlicher Teilhabe geboten um Veränderungsprozesse voranzutreiben.
Was erwartet die Besucher rund um die MG? Wie sieht das Rahmenprogramm aus, was passiert bei der MG?
PASCAL Martin: Das Programm 2015 haben wir nochmals erweitert – von Kunst über Musik bis hin zu Kultur und gesellschaftsrelevanten Diskussion – es ist ein perspektivenreiches Programm. Wir werden ein Kino haben mit Filmbeiträgen von Tom Tykwer & Marie Steinmann-Tykwer, Fatih Akin, Patrice Bart-Williams, Christian von Borries, Safia Dickersbach. In Podiumsdiskussionen zum Beispiel mit Mallence Bart-Willams oder The Waterman of India – Rajendra Singh wird es um interkulturellen Dialog auf Augenhöhe gehen sowie positive Veränderung. Auch das Zentrum für politische Schönheit ist auf der diesjährigen Millerntor Gallery vertreten. Offenbar perspektivenreich!
Genauso wie die ausgestellte und verkäufliche Kunst: Shepard Fairey, Herakut, Ali Kepenek, Josef Fischaller, Anton Corbijn, Ellen von Unwerth, Helge Schneider, Udo Lindenberg können nur einige Beispiele der mehr als 120 Künstler*innen sein! 70 % aus den Verkaufserlösen kommen Viva con Agua und der Vision WASSER FÜR ALLE zugute; 30 % des Verkaufspreises erhält der Künstler. Ganz im Sinne des All Profit-Gedankens von Viva con Agua: Die Aktion kommt allen zugute – den Besuchern, Künstlern und Organisatoren sowie Sponsoren, der Wasserinitiative selbst und den Menschen in den einzelnen Projektgebieten des globalen Südens.
Und das feiern wir dann auch gehörig mit Live-Auftritten von
Nico Suave, Big Luke (Remedy Sound), From Here to Funk, Special Peschel & Cocorupt, Mirko Machine, Youlaike DJ Rita, DJ MAD, Nanook, UPFestTour Steasy, Pool, Nesthocker, Anastasija Cvetkova, Miss NatNat, Echorev, Rudy, Kneipenchor, Kollektiv 22, Ohrenfeindt, Melanie Wharton, Eljot QuentAbramz, Ohrbooten, Nico Suave, Megaloh, Thank you George
Können die Leute auch aktiv Mithelfen?
PASCAL Martin: Jederzeit und sehr gerne. In unserem Pool via http://pool.vivaconagua.org/festival/millerntor-gallery-5/ können sich die Leute anmelden und explizit für Aufgaben in unseren Schichtplan eintragen. Marie Theres aus der Viva con Agua-Zelle Hamburg ist Ansprechpartnerin und hilft gerne weiter. Wir brauchen jede helfende Hand. Aktuell sind wir circa 70 ehrenamtliche Supporter*innen und alle in verschiedenen Bereichen der Vorbereitung eingebunden und aktiv. Für das Event an sich vom 2. bis 5. Juli sind noch weitere 150 Plätze zur aktiven Unterstützung zu vergeben. So kann man die Millerntor Gallery noch einmal aus einer ganz speziellen Perspektive wahrnehmen – einfach einzigartig hinter und vor den Kulissen!
Was liegt euch und eurem Team besonders am Herzen rund um die MG
ANNA Lafrentz: Die unglaubliche Vielfalt aller Mitwirkenden, ein Zusammenspiel unterschiedlichster Charaktere, die sich alle auf ihre eigene Art und Weise für dieselbe Sache einsetzen, nämlich eine gemeinschaftliche Gesellschaft, in der man sich füreinander interessiert und füreinander einsetzt.
MICHAEL Fritz: Die Perspektive auf Länder wie z.B. Uganda zu verändern und eben keinen Fokus auf die Defizite zu legen, sondern auf die Potenziale wie die Kunst, die Musik und die Kultur des Landes.
PASCAL Martin: Das kollektive Projekt-Management ist das faszinierende und das, was die Besucher nicht wirklich erahnen können. Jeder Ehrenamtliche übernimmt seinen eigenen Bereich und organisiert damit die MILLERNOTR GALLERY !
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