Es gibt mindestens doppelt so viele deutsche Rapacts, die sich als die Pioniere des deutschen Raps sehen, wie Künstler, die für sich den Thron und Titel „King of Rap“ beanspruchen. Alleine kommerziell gesehen, so verrucht das Wort auch klingen mag, so ist es doch fatal die Qualität des künstlerisches Schaffen in Zahlen und vor Allem in Geld messen zu wollen, sind Die Fantastischen Vier aus Stuttgart unbestreitbar sehr weit vorne in der Schlange. Wahrscheinlich sind sie sogar die ersten, die mit deutschsprachigem Sprachgesang in der Rotation der großen Radiosender landeten, vernachlässigen wir den Erfolg eines gewissen Österreichers. Wir blicken zurück .
Ihr erstes Live-Album „Live und Direkt“, dem sechs weitere folgen sollten, wird heute 20 Jahre alt. Dieses nahmen die Fantas auf, nach dem sie bereits vier Studioalben veröffentlichten. So wie es der Zufall will, ist das letzte Release der vierköpfigen Band „Rekord live in Wien“, ebenfalls ein Livealbum.
Dazwischen ist jedoch einiges passiert. Wurde das erste Live-Album der Jungs noch forsch kritisiert, war es doch eines der ersten Livealben der nationalen HipHop-Szene, sind die Stuttgarter der erste Act, der gleich zwei mal von MTV eingeladen wurde eine Live-Version ihrer Stücke aufzunehmen. Dies gelang sehr erfolgreich und das sogar ohne einen Track doppelt spielen zu müssen. Das erste MTV Unplugged wurde 2000 aufgenommen und veröffentlicht. Das Zweite folgte zwölf Jahre später. Genug Zeit um Hits und Hymnen zu schreiben, die über 90 Minuten füllen können. Kein anderer deutschsprachiger Liveact kann so schnell die größten Hallen des Landes fühlen und dafür sorgen, dass sich jüngere Fans mit Mama oder Papa dabei, genauso wohl fühlen wie Besucher der ersten Stunde, die bereits über 50 Kerzen auf dem Geburtstagskuchen auspusten müssten. Sie alle kennen die Antwort auf „Die da?“ und wissen wofür „MfG“ steht.
Die Fantas sind jedoch nicht nur zu Größen in der branchenübergreifenden Livekultur gewachsen, sondern gründeten nebenbei noch mit Four Music eines der wichtigsten Labels für unsere Kultur seit der Jahrtausendwende: Fragt mal nach bei Clueso, Freundeskreis oder Gentleman, die dort alle die ersten Schritte in der Industrie machten. Auf einer Freestyle-Jam in Thüringen entdeckt, entwickelte sich Clueso zu eine der Speerspitzen der deutschen Singer- und Songwriter, dessen Alben auch heute, über zehn Jahre nach der ersten Auszeichnung von Media Control, noch Gold gehen. Der Erfurter kündigte zuletzt sein siebtes Studioalbum „Neuanfang“ für diesen Freitag an. Freundeskreis zählt wahrscheinlich kurz nach den Fantastischen Vier selber zu einer der deutschen Rapbands, aus der mehrere große Solokünstler resultierten. Afrob releaste mit „Mutterschiff“ letzten Monat sein mittlerweile sechstes Soloalbum. Max Herre ist bei Nesola unter der Leitung von Götz Gottschalk selber als A&R tätig, um nur ein paar Früchte des Labels zu nennen.
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